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Blog 2004 - 2011
 

 

17.11.2011

 

 

Viele Leute glauben, wenn sie gute Menschen sind, werden sie erleuchtet. Ich vermute, daß das Gegenteil stimmt: Wenn man begriffen hat, daß das ICH nur eine Konstruktion ist, wird man ein (etwas) besserer Mensch. Bis dahin ist es höchstwahrscheinlich sinnvoller, lieber ehrlich als gut zu sein.
 

 

17.11.2011

 

 

Wenn es in der DDR schon iPhones gegeben hätte, hätte die Staasi sicher jedem DDR-Bürger eines geschenkt ...
 

 

10.10.2011

 

 

Ich bin ganz froh, daß es zu DDR-Zeiten noch keine Autonomen gab - sonst wäre die Wende wohl in einem Blutbad geendet. Diesen Sommer hatte ich mal die Gelegenheit, die Anti-Faschisten marschieren zu sehen - und war erschüttert: Außer in der Vorsilbe "Anti" unterscheiden sie sich in Auftreten und Verhalten nicht von ihren Gegnern. Grundsätzlich habe ich ja nichts dagegen, wenn Menschen ihre Pubertät ausleben - problematisch wird es für mich erst dann, wenn sie ihre unausgegorene Vorstellunge von der Wirklichkeit für die einzig richtige halten und daraus das Recht ableiten, diese - auch mit Gewalt - anderen Menschen überzustülpen. Darin ähneln sie ihren Gegnern, sowie dem Stalinismus und den Vertretern einiger Offenbarungsreligionen - womit auch klar wird, daß es sich um die mythische bzw. frühere Bewußtseinsebenen handelt. Während die Faschisten aber ganz offensichtlich zurück in die Vergangenheit wollen, behaupten die Autonomen, die Zukunft gepachtet zu haben - und genau darin besteht das Problem: Ihr reaktionäres Verhalten konterkariert ihre revolutionären Parolen und macht sie zu nützlichen Idioten für repressive Systeme. Immerhin liefern sie den Herrschenden gute Gründe dafür, mit Gewalt gegen alle vorzugehen, die Veränderung wollen.
 

 

19.9.2011

 

 

"Ich liebe Dich!" ist eine Lüge - oder zumindest eineTäuschung.
"Liebe ist!" ist die Wahrheit.
 

 

29.8.2011

 

 

Ich vermute, daß viele Menschen, die meditieren, deshalb nicht an das Ziel kommen, weil sie keine Ahnung haben, wo die Reise überhaupt hingehen soll. Sie haben zwar eine Ahnung, daß die Realität im Wachbewußtsein nicht alles sein kann (sonst würden sie nicht meditieren), aber das ist auch alles. Und ein Guru kann ihnen lediglich bestätigen, daß das nicht alles ist - mehr nicht. Richtig helfen würde es, wenn man einmal die Erfahrung machen könnte, was dahinter ist - aber das ist verboten. Und nicht jedem wird eine Nahtoderfahrung geschenkt ...
 

 

24.8.2011

 

 

Wir sind es ja gewöhnt, auf China rumzuhacken. Doch es gibt einen Punkt, da könnten wir was lernen, nämlich von der Ein-Kind-Politik. Es ist doch wirklich ein Kreuz: Die Menschen auf mythischer Ebene (blau) zeugen Kinder, weil ihr Gott das so will (behaupten sie zumindest), die auf rationaler Ebene (orange) fordern Bevölkerungswachstum, damit die Wirtschaft wachsen kann, und die auf pluralistischer Ebene (grün) schützen das Leben weltweit aus Mitmenschlichkeit. Alle denken anthropozentrisch, aber keiner global. Natürlich kann die Erde noch ein paar Milliarden Menschen mehr ernähren - auf Kosten anderer Lebewesen. Wenn man aber das gesamte Biotop "Erde" betrachtet, wäre es für sein Gleichgewicht sicher entspannend, wenn es ein paar Milliarden Menschen weniger gäbe. Schon damit könnten wir unsere ökologischen Probleme deutlich verringern. Und die einfachste Methode wäre freiwillige Geburtenkontrolle - doch darüber hört man in der ganzen westlichen Welt nichts. So sehr Geburtenkontrolle als Mittel der individuellen Familienplanung inzwischen anerkannt ist (dank rationalem und pluralistischem Bewußtsein), sowenig ist sie ein gesellschaftliches Ziel (im Gegensatz zu Mülltrennung und Wirtschaftswachstum). Zumindest hört man von keiner unserer Parteien ein Wort darüber - alle haben nur Angst, "daß Deutschland ausstirbt!". Wieso haben eigentlich die Skandinavier oder andere dünn besiedelten Länder keine solchen Sorgen? Und wer sollte damit vorangehen, wenn nicht die hochentwickelten Länder der westlichen Welt?
 

 

27.1.2011

 

 

Manchmal werde ich gefragt, wie ich denn eigentich die Wende erlebt habe. Um es pointiert zu sagen: Vom Knast in´s Irrenhaus - im Osten regierte die Dummheit, im Westen regiert die Gier. Eine humanistische Gesellschaft auf dem Stand des 21. Jahrhunderts stelle ich mir anders vor. Vor allem die Dinge, die der Westen als seine großen Errungenschaften bezeichnet - Freiheit und Demokratie - haben sich als Mogelpackung herausgestellt: "Freiheit" scheint nur für die zu gelten, die es sich leisten können. Und was die Demokratie betrifft, sind wir von der "Diktatur des Proletariats" in die "Diktatur des Kapitals" gestolpert - nur daß diese Diktatur um ein Vielfaches besser getarnt ist, als die im Sozialfeudalismus. Was mich dann doch wieder erstaunt ist die Blindheit vieler westdeutscher Intellektueller, zu erkennen, daß ihr Kaiser "Demokratie" nackt und verkrüppelt ist. Sie können wählen gehen, soviel wie sie wollen - die Bank gewinnt immer!
 

 

14.1.2011

 

 

Ich bin letztens darauf gestoßen, daß auch die Theorie von Spiral Dynamics nicht monolinear ist. Dort geht man zum Beispiel davon aus, daß immer zwei Komponenten zusammenkommen: Lebensbedingungen und Bewältigungsverhalten. Damit kann man recht gut erklären, wenn manche Menschen das Integrale Modell mit heiligen Eifer wie eine mythische Offenbarungsreligion verbreiten.Dabei ist es (genaugenommen) doch nur ein Spiel ...
 

 

9.12.2010

 

 

Es ist schon paradox: Da arbeitet die heilige Allianz aus Regierung, Banken und Wirtschaft seit Jahren am gläsernen Bürger (ich erspare mir die Aufzählung vieler langweiliger Beispiele, von der Gesundheitskarte bis zur Schufa). Aber wenn der Bürger mal den gläsernen Staat realisiert (indem er per WikiLeaks Daten aus Politik, Wirtschaft und Finanzwesen in´s Internet stellt), wird von eben jenen ganz schön laut "Aua!" geschrieen. Dabei sollte es in einer bürgerlichen Demokratie doch normal sein, daß der Bürger eine Privatsphäre hat (wir leben ja nicht in einer Diktatur) und die öffentlichen Geschäfte transparent geführt werden. Oder irre ich mich da mal wieder?
 

 

25.10.2010

 

 

Manchmal werde ich gefragt, ob ich Wilbers Bewußtseinsmodell für die "Wahrheit" halte. Natürlich nicht!!! Es ist zwar sehr nützlich, aber es ist nur ein MODELL. Genauso, wie z.B. das Atommodell (Sie wissen schon: bunte Protonen- und Neutronenkugeln in der Mitte, um die andersfarbige Elektronenkugeln drumherumfliegen) auch nur ein Modell ist: Es gibt keine winzig kleinen Sandkörner, die umeinander kreisen - das ist nur eine Vorstellung, das weiß jeder Physiker. Aber es ist halt nützlich, sich das Atom so vorzustellen. Genauso wenig gibt es Ebenen, Quadranten, Linien usw. - das sind alles Konstrukte des menschlichen Verstandes, die aber ganz nützlich sind, um eine Wirklichkeit, die wir nur ansatzweise erkennen können, handhabbar zu machen. Alles, was wir hören, sehen, denken, fühlen usw. sind solche Konstrukte: unfertige Abbildungen einer Realität, die wir nicht wirklich erfassen können, weil unsere Sinnesorgane sehr begrenzt sind und weil wir die Denkschablonen unserer Umwelt als kognitive Filter übernommen haben, so daß wir immer nur subjektive Interpretationen winziger Ausschnitte erhalten. Vor 200 Jahren hatte man die Idee, das Universum wäre eine riesige Uhr. Daß dieses Universum vielleicht ein gigantischer Quantenprozeß sei, war einfach nicht denkbar. Und in 200 Jahren werden wir höchstwahrscheinlich über die Vorstellung lachen, daß das Universum ein gigantischer Quantenprozeß ist. Genauso, wie das mechanische Universum als ein Sonderfall in das Quantenuniversum eingegangen ist, genauso wird das Quantenuniversum vielleicht mal Teil einer noch umfassenderen Theorie. Und für Wilbers "Theory of eveything" gilt natürlich genau dasselbe.
Manchmal höre ich den Satz, daß die Zeit der großen Theorien vorbei sein, und daß das Suchen nach der Weltformel Haschen nach Wind sei. Das klingt eher nach der Resignation derer, die nicht fündig geworden sind. Ich vermute, daß Menschen immer danach suchen werden, weil sie einfach neugierig sind und gerne hinter die Erscheinungen schauen. Was allerdings seit Immanuel Kant vorbei sein sollte, ist der Anspruch, eine Theorie könnte eine ewige "Wahrheit" sein.
 

 

06.10.2010

 

 

Psychotherapie geht von dem Irrtum aus, daß dieses Universum nicht vollkommen sei.
Psychotherapie geht von der richtigen Annahme aus, daß dieses Universum sich sowieso verändert und daher gezielt verändert werden kann.

Und beides stimmt!
 

 

30.09.2010

 

 

Weisheit:

Unterscheiden, ohne zu bewerten, in liebevollem Gleichmut.

da bleibt noch was zu tun ...
 

 

06.08.2010

 

 

Mal wieder eine kleine Hypothese: Wenn es stimmt, daß unser Körper sich im Bewußtsein befindet (und nicht umgekehrt), dann müßte das logischerweise auch für unsere Träume gelten. Die verschiedenen meßbaren Remphasen wären dann nichts anderes als Hinweisschilder, die anzeigen, daß sich der Besitzer des Körpers gerade in einer bestimmten Traumwelt befindet, und nicht die direkte Abbildung des Träumens (wie man es ja gemeinhin annimmt).
 

 

04.08.2010

 

 

Gott ist das, was stattfindet, während man danach sucht.
 

 

02.07.2010

 

 

Wenn die Quantenphysik recht hat, erschaffen Vorstellung und Wahrnehmung manifeste "Objekte". Konstruktivistisch betrachtet ist Wahrnehmung nichts anderes als die Interpretation von Informationsmustern durch ein Teilbewußtsein (z.B. einen Menschen). Für die Manifestation von Makroobjekten scheint ein größeres Teilbewußtsein nötig zu sein, als für die Manifestation von Quantenphänomenen. Das hieße, das unsere materielle Wirklichkeit genaugenommen eine "Konsensrealität" ist - einfach deshalb, weil viele Menschen sich abgesprochen haben, bestimmte Informationsmuster als "Bäume", "Autos" usw. zu interpretieren. Genau hier könnten die Grenzen der "Bestellungen beim Universum" liegen: Wenn jemand etwas realisieren will, was im Widerspruch zur Konsensrealität steht, dürfte er ziemlich viel Widerstand zu überwinden haben. Deshalb fallen die Äpfel immer noch nach unten.
 

 

01.07.2010

 

 

Mal ganz abstrakt gesagt: Entwicklung läßt sich einfach nicht verhindern. Wenn ein System es verweigert, freiwillig an der Evolution teilzunehmen, wird es höchstwahrscheinlich unfreiwillig irgendwann von einer Revolution überrannt.
 

 

11.06.2010

 

 

Es ist doch ein totaler Witz der Existenz, den "Wahrnehmungsmittelpunkt" des raumlosen Bewußtseins in den Körper hineinzuverlegen - nur so konnte überhaupt die Illusion einer individuellen Existenz zustandekommen.

Was wäre denn eigentlich, wenn sich ein Mensch nicht mehr mit seinem Körper (oder seinen Gefühlen oder Gedanken) identifizieren würde, sondern mit der Umwelt, die ihn umgibt (und die den Körper enthält): "Ich, Lieschen Müller, bin meine Umwelt!". Es ist ja nur unser Verstand, der die Umwelt vom Körper trennt, indem er dem Kontinuum Umwelt-Körper Namen gibt und sie dadurch voneinander trennt.Verrückterweise betrachtet er den Körper als etwas Ganzes, obwohl der ja auch wieder aus Organen besteht (und diese aus Zellen, und diese aus Atomen und diese letztendlich aus Bewußtsein).
 

 

09.06.2010

 

 

Mal eine andere Perspektive: Vielleicht ist Liebe ja gar kein Gefühl, sondern ein Bewußtseinszustand, der durch Angstfreiheit gekennzeichnet ist. In Gegenwart mancher Menschen empfinden wir keine Angst - und bezeichnen deshalb unsere Beziehung zu ihnen als Liebe. Aber meistens stecken wir in einem Korsett aus Ängsten, die so subtil sind, daß wir sie nicht wahrnehmen können. Deshalb können wir auch den dahinterliegenden Grundzustand der Liebe nicht wahrnehmen: er wird überdeckt von unseren Ängsten. Manche Menschen bleiben beieinander, obwohl sie Angst voreinander haben - nur weil sie irgendwann einmal einen Moment der Angstfreiheit erfahren durften und sich weiter danach sehnen. Die wichtigste Konsequenz dieses Perspektivwechsels wäre, daß Liebe nicht personengebunden ist, genausowenig wie Freude - auch wenn Liebe (genau wie Freude) von Personen ausgelöst werden kann. Demnach wäre auch nicht Haß das Gegenteil von Liebe, sondern Angst.
 

 

29.04.2010

 

 

Da war die protestantische Physikerin Merkel so schön dabei, ihre CDU von einer mythischen Partei in eine rationale umzuformen. Doch die Ernennung von Frau Aygül Özkan als Sozialministerin in Niedersachsen war für die CDU dann wohl doch zuviel der Modernisierung, vor allem, als Frau Özkan an die Neutralität des Staates in Religionsfragen erinnerte. Was soll denn dabei rauskommen, wenn in einer postmodernen Gesellschaft die politischen "Eliten" prämodernen Geistes sind?
Und damit man erst recht ins Zweifeln kommt, ob wir nach der Aufklärung und im 21. Jahrhundert in einem postmodernen Europa leben: Bei ihrer Vereidigung hat Frau Özkan die Formel "So wahr mir Gott helfe" gesprochen und sich dabei ausdrücklich auf den "einen Gott der Juden, Christen und Moslems" berufen. Daraufhin haben die beiden Großkirchen sofort erst einmal protestiert und klargestellt, das ihr "Gott" und "Allah" mitnichten dasselbe seien. Das zeugt von Borniertheit und einer völligen Unfähigkeit zur Dezentrierung und attestiert zumindest Frau Özkan eine individuelle spirituelle Reife, die deutlich über derjenigen der Meinungsführer von katholischer und evangelischer Kirche liegt. Wenn es tatsächlich EIN Bewußtsein (GOTT) jenseits der materiellen Realität geben sollte, und die menschliche Erkenntnis aufgrund ihrer biologischen Natur begrenzt und durch ihre Kultur determiniert ist, dann wäre es doch nur logisch, daß aus diesen Begrenzungen heraus GOTT in verschiedenen Gegenden der Welt verschieden wahrgenommen und interpretiert wird - und daraus "verschiedene" Religionen entstehen. Auf diesen Gedanken könnte jeder Fünftklässler kommen - und doch streiten sich studierte erwachsene Menschen ernsthaft darüber, daß ihre Vorstellung von Gott richtiger sei, als die anderer Menschen. Ist das nicht lachhaft? Jeder, der behauptet, sein Gott sei der Richtige, und der der anderen sei der Falsche, hat höchstwahrscheinlich keine eigene unmittelbare Erfahrung des Göttlichen und beweist damit nur, daß er ein Blinder ist, der von den Farben spricht! Man könnte höchstens fragen, ob eine Religion die Richtige sei, nämlich ob ihre sozialen und ethischen Implikationen einer bestimmten Gesellschaft in einer bestimmten Zeit angemessen sind. Daraus folgt direkt die Frage, ob unsere Gesellschaft sich mit ihrer Toleranz, verschiedenen voraufklärerischen Borniertheiten eine derart große Bühne zuzugestehen, nicht selbst ein Bein stellt.
 

 

08.04.2010

 

 

Es ist immer wieder nett, was die Wissenschaft so glaubt, herauszufinden. Bei Spiegel Online war gerade zu lesen, daß Nahtoderfahrungen das Produkt von zuviel CO2 im Blut sei. Wieso sollte ein Überschuß an CO2 Erfahrungen erschaffen, die eine so überwältigende Realitätsnähe haben, daß sie als wirklicher als die normale Wirklichkeit angesehen werden? Wer sagt, daß es da überhaupt einen kausalen Zusammenhang gibt, und nicht nur eine Korreltation? Das CO2 vielleicht einfach eine chemische Nebenreaktion auf Herzinfarkte oder ähnliche Nahtodsituationen ist, ohne aber solch extreme Bewußtseinsveänderungen einschließlich ihrer sehr spezifischen Inhalte hervorzurufen? Wenn es wie behauptet wäre, müßte man ja nur ordentlich CO2 konsumieren, um solche Erfahrungen künstlich herbeizuführen - was meines Wissens nicht funktioniert. Mir erscheint die Theorie anderer Autoren, daß es in Nahtodsituationen zu verstärkten DMT-Ausschüttungen kommt, wesentlich plausibler - DMT ist immerhin ein starkes körpereigenes Halluzinogen. Wenn CO2 überhaupt etwas damit zu tun hat, dann vielleicht das, daß es die Filterfunktionen des Verstandes kurzzeitig außer Kraft setzt, so daß der Mensch Dinge wahrnehmen kann, die vielleicht ständig anwesend sind - aber vom rationalen Verstand weggefiltert werden.
 

 

29.12.2009

 

 

Natürlich bin ich überzeugt davon, daß unser Universum nur ein Spiel des Bewußtseins ist, ein Traum Gottes. Trotzdem werde ich mich an die Regeln halten und nicht bei Rot über die Straße gehen - schlicht und einfach damit der Traum keine unvermutete Wendung nimmt oder einfach abbricht - auch Träume haben ihre Gesetze ...
 

 

28.12.2009

 

 

Als ich 4 war, war ich überzeugt davon, die Welt sei magisch, als ich 8 war, glaubte ich fest an die mythischen Beschaffenheit des Universums, mit 22 gab es nur noch rationale Gründe für das Sein der Dinge - vermutlich werde ich mich auch jetzt wieder irren ...
 

 

17.12.2009

 

 

Das Peinliche an religiösen Fundamentalisten gleich welcher Coleur ist, daß sie ihre eigene Stagnation auf Gott projizieren. Als ob Gott nicht das Recht hätte, sich weiterzuentwickeln - Gott ist schließlich ALLES möglich ;-)
 

 

05.12.2009

 

 

Mit seinem "revolutionären Kampf der Arbeiterklasse" hat uns der Herr Marx ja ein ganz schönes Kuckucksei hinterlassen. Jeder, der das Gefühl hat, ungerecht behandelt zu werden, hängt sich seitdem ein Arbeiterklassenschild um den Hals. Damit kann er es dann legitimieren, wenn er seine Interessen mit Gewalt durchsetzt - auch wenn er ganz andere Ziele als den Sozialismus hat. Das gilt für Rebellen in Südamerika genau so, wie für europäische Mittelstandsjugendliche, die mit Hilfe des "bewaffneten Kampfes" die Loslösung von der Elterngeneration im Zuge ihrer Pubertät bewältigen. Damit leugne ich nicht, daß es viele Mißstende auf der Erde gibt und daß man etwas dagegen tun sollte. Ich frage mich nur, ob der "revolutionäre Kampf" die richtige Form ist.
Es könnte sein, daß auch die Wahl der Mittel, mit denen Menschen ihre Interessen durchsetzen, von ihrer jeweiligen Bewußtseinsebene abhängig ist. Während die Menschen auf den unteren Ebenen am ehesten zur Gewalt greifen, sind es auf der mythischen Ebene vorrangig religiöse Angstmache und auf der rationalen Ebenen juristische Auseinandersetzungen: Der Kampf verlagert sich vom Körper über das Gefühl auf den Verstand. Ab der pluralistischen Ebene ist es dann das Bemühen um den Konsens, da anerkannt wird, daß jeder Mensch das Recht auf seine ureigenen Interessen hat. Auf der integralen Bewußtseinsebene dürfte dann die qualitative Gewichtung der Interessen dazukommen, sowie die Möglichkeit, im Notfalle auch die Möglichkeiten früherer Ebenen mit einzubeziehen, z.B. die Verbreitung von religiöser oder anderer Intoleranz zu verbieten bzw. beim Genozid an anderen Völkern auch militärisch einzuschreiten (was bitte nicht dazu verführen soll, wirtschaftlich motivierte Kriege jetzt "integral" zu nennen!!!).
 

 

29.11.2009

 

 

Wenn in der westlichen Welt irgendetwas negatives gegen den Islam auch nur gesagt wird, geht ein Sturm der Entrüstung durch das Morgenland - seien es nun Karrikaturen in Dänemark oder sei es die Angst der Schweiz vor Minaretten. Ich habe durchaus Verständnis für diese Form der Meinungsäußerung. Was mich aber verwundert: Wenn Moslems andere Moslems umbringen, scheint das in der ganzen islamischen Welt niemanden aufzuregen - jedenfalls habe ich noch nie von einer Demonstration in der arabischen Welt gegen die Selbstmordattentate in Kabul und Bhagdad gehört. Sollte nicht das Leben eines jeden Rechtgläubigen mehr wert sein, als die unbedachten Worte oder Zeichnungen von Ungläubigen? Und sollte es nicht die Sache des Islams selbst sein, gegen die Tötung unschuldiger Moslems vorzugehen? Vielleicht liegt der Verlust der Sympathie dieser Religion im Abendland ja mehr an dieser Blindheit auf dem einen Auge, als an den Terrorakten der Taliban....
 

 

29.11.2009

 

 

Ein gutes Beispiel für Zirkularität: Die Medien berichten nicht nur von Ereignissen, sondern erzeugen sie auch. Allein ihr Schwelgen in den negativen Sensationen sendet die Nachricht: Bitte beschafft uns mehr davon - und möglichst noch extremer. Wer könnte da widerstehen? In der Schweiz soll z.B. die Suizidrate deutlich gesunken sein, nachdem sich die wichtigsten Medien verabredet hatten, diese nur noch mit kurzen Notizen zu erwähnen.
 

 

05.11.2009

 

 

Es mag vielleicht viele radikale Konstruktivisten geben, aber nur wenige, die auch konsequent sind: Auf sich selbst wenden die wenigsten ihre Philosophie an. Während sie ihre Umwelt (also alles das, was der normale Mensch für Realität hält) als eine subjektive Erscheinung von Wahrnehmungsdaten und Verstandesmustern abtun, halten sie sich selbst (also ihre eigene Person) für eine Realität. Dabei nehmen sie doch alles, was sie von sich selbst wissen, durch die gleichen Brillen wahr, wie ihre Umwelt!
 

 

27.09.2009

 

 

Mal wieder ironische Worte aus bitteren Erfahrungen - obwohl ich natürlich weiterhin für Pressefreiheit bin (auch wenn sie in der Presse kaum noch stattfindet):

Pressefreiheit ist die Großzügigkeit der bürgerlichen Gesellschaft, die es Journalisten erlaubt, ihre Dummheit in die Welt hinauszuposaunen. Journalisten sind (sehr oft) Menschen, die von nichts eine Ahnung haben - aber über alles eine Meinung.
 

 

29.08.2009

 

 

Es ist sicher selbstschädigend, wenn ich Sie auf ein YouTube-Video mit dem Kabarettisten Volker Pispers weiterleite, anstatt Sie in die Tiefen meiner eigenen Homepage zu führen. Doch kann ich mir diesen kleinen Seitenhieb im "Superwahljahr" nicht verkneifen. Das einige Namen nicht mehr aktuell sind, der Spot(t) aber immer noch stimmt, macht nur deutlich, wie sehr unser politisches System eine bestimmte Bewußtseinsebene repräsentiert - und somit auch von Personen weitgehend unabhängig ist.
 

 

26. 06. 2009

 

 

Eine "hohe"Bewußtseinsebene ist nicht "gut" oder "schlecht", sondern in erster Linie "hoch". Diese Höhe ist Ausdruck ihrer Komplexität und läßt sich anhand allgemein akzeptierter Kriterien wissenschaftlich eindeutig begründen. Darin steckt natürlich eine qualitative Bewertung - aber kein moralisches Urteil. Da Evolution hierarchische aufeinander aufbaut - flacherere Ebenen bilden die Grundlage für höhere - werden immer flachere Ebenen vorhanden sein. Wenn man sie wegziehen würde, wäre es, wie einem Turm die Basis wegzuziehen: der Turm in sich würde zusammenstürzen. Trotzdem lohnt es sich, nach höheren Bewußtseinsebenen zu streben, da sie mehr Freiheitsgrade besitzen, als die flacheren. Doch ist man dann nicht "besser", sondern einfach nur "höher".
 

 

24. 06. 2009

 

 

Letztens hatte ich die Idee, daß man unser Universum vielleicht auf eine ganz andere Weise mit einem Computer vergleichen könnte. Computerprogramme sind ja eigentlich nur in Formeln gegossene Gesetze. Daß wir sie überhaupt benutzen können, liegt daran, daß sie eine graphische Benutzeroberfläche haben - sichtbar gemachte Formeln, die aber im Grunde substanzlos sind. Vielleicht ist unsere sichtbare Welt ja auch nichts anderes als eine graphische Benutzeroberfläche für immaterielle "Gesetze", die nur dadurch entsteht, daß wir sie wahrnehmen und beobachten. Amit Goswami beschreibt sehr anschaulich, daß der Zusammenbruch der Wahrscheinlichkeitsfunktion in der Quantenmechanik durch bewußte Beobachtung eben nicht nur einzelne Elementarteilchen in die Sichtbarkeit kommen läßt, sondern das ganze Universum.
 

 

29. 04. 2009

 

 

Das schlimmste (vorübergehende) Drama des Untergangs des Sozialismus ist nicht, daß die historische Mission der (kaum noch vorhandenen) Arbeiterklasse verlorengegangen ist, sondern daß das dialektische Denken fast völlig aus dem öffentlichen Diskurs verschwunden ist. Statt dessen triumphiert die rational-lineare Dummheit - selbst in den Massenmedien, die sich an die Intelligentia richten. Natürlich hat Karl Marx die Dialektik nicht erfunden, aber zumindest hat er sie massenkompatibel gemacht. Und wer außer ein paar Philosophiestudenten liest heute noch Hegel?
 

 

20. 05. 2009

 

 

In den Medien wird gerade ernsthaft diskutiert, ob man die DDR als Unrechtsstaat bezeichnen und ob man sie mit der NS-Diktatur vergleichen darf. Oh Lob des Flachlandes! Mit ein paar Ebenen wäre alles so einfach: Jede nächsthöhere Ebene erkennt die Verbrechen der vorhergehenden und sieht die eigenen nicht!

 

 

Natürlich haben die magischen Nazis (D-2 bis D-3) mit ihrem auf der Blut- und Boden-Ideologie basierenden Genozid ein Verbrechen begangen - von allen Ebenen höher als D-3 aus gesehen.

 

 

Natürlich haben die mythischen Theokratien (D-4) (egal ob christlich oder kommunistisch), indem sie ihre Völker zwangsbeglücken wollten und alle Glaubensabweichler als Ketzer verfolgt haben, Verbrechen begangen - aus Sicht von D-5 bis D-7.

 

 

Natürlich ist die hemmungslose Ausbeutung von Mensch und Natur zugunsten des Profits, wie sie von den rationalen Industriestaaten (D-5) verfolgt wird, ein Verbrechen - von D-6 und höher aus.

 

 

Natürlich ist der Narzißmus und die Gleichmacherei der Vertreter des Pluralismus eine Katastrohphe - von D-7 aus.

 

 

Und natürlich werden auch die Integralen (D-7) irgendwann ihre Verbrechen begehen - spätestens dann, wenn sie ihren Zenit überschritten haben und das, was sie als Fortschritt in die Evolution einbrachten, die Entwicklungshemmnisse, die aus ihrer Weltsicht erwachsen, nicht mehr aufwiegt.

 

 

Doch wenn man genau hinschaut, kann man erkennen, daß die Verbrechen jeder Ebene weniger existentiell sind - daß es also so etwas wie eine Evolution hin zu mehr Menschlichkeit zu geben scheint - und das macht bei aller Skepsis doch auch Mut für die Zukunft.
 

 

28. 04. 2009

 

 

 

fiel mir so ein:

Niemand ist da!
Man muß nichts begreifen.
"Es" darf sich freuen -
und weiterspielen...
 

 

16. 03. 2009

 

 

Meiner Meinung nach ist es der größte Irrtum der spirituellen Sucher, zu glauben, wenn sie erleuchtet wären, würden sich alle Probleme auflösen. Wenn jemand die wahre Natur des einen Bewußtseins erkennt, ändert das erst einmal nichts an den Konditionierungen seiner Körper-Gefühls-Verstandes-Maschine. Im günstigsten Falle führt eine Sicht aus einer umfassenderen Perspektive auf sich selbst zu etwas mehr Gelassenheit und Nachsicht mit den irdischen Unvollkommenheiten.
 

 

15. 03. 2009

 

 

Nach Winnenden schreit die Politik mal wieder nach schnellen Lösungen und einfachen Schuldigen. Mich interessiert eine ganz andere Frage: Was hat sich in den letzten Jahren so grundlegend in unserer Gesellschaft verändert, daß heute möglich ist, was vor 20 Jahren noch nicht einmal denkbar war??? Immerhin hatten auch in den 80ern genügend Menschen Schußwaffen zu Hause - und doch wäre kein Junge auf die Idee gekommen, damit seine Mitschüler zu töten ...
 

 

05. 03. 2009

 

 

Was mich am meisten ärgert an dieser Krise - und was gleichzeitig deutlich macht, daß Bewußtseinsebene und Intelligenz nicht identisch sind: Diese ganzen hochbezahlten "Leistungsträger" und "Führungspersönlichkeiten" aus Wirtschaft, Politik und Medien haben ja alle Abitur und Hochschulabschlüsse. Und trotzdem sind sie nicht fähig, 1 + 1 zusammenzurechnen, also zu begreifen, daß die Krise nicht durch das Fehlverhalten einzelner Manager zustande gekommen ist, sondern auf einem Fehler im System beruht. Durch die kapitalistische Produktionsweise erzeugter Wachstumswahn führt in einer endlichen Welt notwendigerweise zu Überproduktion, Umweltschädigung, Ressourcenverschwendung, Konkurrenz und Ausbeutung. Ich muß mir nur Leipzig anschauen: da steht ein Viertel aller Wohnungen leer. Trotzdem werden wie blöd neue Häuser gebaut, die kein Mensch jemals brauchen wird. Welche Bank gibt den Bauherren das Geld dafür? Welcher Politiker erlaubt, daß sinnlos Flächen zubetoniert und Energie- und Materialressourcen verschleudert werden (und wieviel hat er für diese Erlaubnis kassiert)? Welche Gewerkschaft manipuliert ihre Mitglieder dahingehend, daß sie glauben, auf einer sinnlosen Baustelle im Betonstaub zu stehen sei besser, als am Strand in der Sonne zu liegen oder ein gutes Buch zu lesen? Wieso wehren sich denkende Menschen nicht dagegen, wenn in einer überbevölkerten Welt Religionen den Kampf um die Vorherrschaft ihrer Gottessicht bzw. Politiker den Kampf um die Rettung ihrer Rentenversprechungen im Kreißsaal führen? Wieso dürfen die kommerziellen Medien ihre Dauerberieselung aus Werbung, Sex & Crime als "Meinungsfreiheit" ausgeben und damit alternative Medien, die vielleicht nach einem tieferen Sinn des Lebens fragen, an die Wand drücken? Warum dürfen diese sogenannten "Eliten" immer weitermachen, obwohl die Entwicklung zeigt, daß es nicht funktioniert - nicht funktionieren kann!? Wenn man solche Gedanken - die eigentlich jeder Grundschüler nachvollziehen können müßte - laut ausspricht, wird man als utopischer Idiot abgestempelt. Und die Meinungsmacher von CDU, SPD und FDP beten unisono daher, daß ein Hinterfragen ihres Wahnsinns geradewegs in eine stalinistische Diktatur führe. Na dann halt heiter weiter bis zur freiheitlichen Selbstzerstörung ....
 

 

05. 03. 2009

 

 

Eigentlich ist der Kapitalismus - psychologisch gesehen - ja nichts anderes als ein (institutionalisierter) Egoismus. Und wenn man dieses Wort "Ego-ismus" mal ganz genau und im geschichtlichen Zusammenhang betrachtet, war es ein wichtiger Schritt, daß das Individuum begann, nicht mehr als Leibeigener einer göttlichen Weltordnung zu agieren, sondern sich als ICH zu emanzipieren. Als nächster Schritt wäre wohl dran, zu einem emanzipierten WIR zu gelangen, was wohl am ehesten in einem sich seiner selbst bewußt seiendem gemeinsamen Bewußtsein von Menschengruppen zu finden wäre.
 

 

15.01.2009

 

 

Viele Menschen sind ja von sogenannten Vexier- oder Kippbildern fasziniert. Am verrücktesten sind sogenannte "Hohlmasken"*: fotorealistische Plastiken von menschlichen Gesichtern, die aber nicht nach außen, sondern nach innen gewölbt sind. Weil unser Verstand durch die vielen Millionen Gesichter, die er schon gesehen hat, starr konditioniert ist, kann er sich gar nicht vorstellen, daß ein Gesicht mal nach innen gewölbt sein könnte. Deshalb erscheinen den meisten Menschen diese Hohlmasken nach außen gewölbt und manche müssen erst hineinfassen - es "begreifen" - daß die Gesichter konkav statt konvex sind. Allerdings kommt kaum jemand darauf, sich selbst und seine Umwelt einmal als Vexierbild zu betrachten. Wir haben brav gelernt, daß sich unser Bewußtsein IN unserem Körper befindet, weil wir Bewußtsein und Denken gleichsetzen, und das Denken scheint IN uns stattzufinden. Zumindest behaupten das die Neurologen: Die chemischen und elektrischen Prozesse (Ursache) stellen Gedanken (Wirkung ) her. Da bisher noch niemand erklären kann, wieso wir Gehirnprozesse als Gedanken wahrnehmen, könnte es natürlich auch andersrum sein: Die Gedanken (Ursache) regen das Gehirn zu chemischen und elektrischen Prozessen (Wirkung) an. Genauso ist es mit der visuellen Wahrnehmung. Wir wissen wie das Auge arbeitet und im Inneren des Körpers Bilder auf die Netzhaut projiziert, und bei Tagträumen funktioniert das ja auch. Aber jetzt kommt das Problem: Wieso sehen wir im täglichen Leben unsere Umwelt nicht innen auf der Netzhaut, sondern "außen"??? Wie kommen diese Abbildungen (wenn es denn welche sind) von der Netzhaut wieder nach "draußen"???* Wenn mensch mal seiner direkten Wahrnehmung vertrauen würde - rein experimentell - könnte die Welt auch völlig "umgekehrt" sein und würde trotzdem funktionieren. Dann würden plötzlich solche Sätze stimmen:

"Du findest in meinem Bewußtsein statt (und ich finde in Deinem Bewußtsein statt)."

"Egal, wohin ich schaue: ich schaue immer nach innen."

"Ich bin ein Teil meines Bewußtseins." (und nicht umgekehrt)

Und wenn man zusätzlich noch den Gedanken zulassen würde, daß das Bewußtsein nicht nur draußen ist, sondern daß es dort ja nur EINE Umwelt gibt - und damit nur ein Bewußtsein - dann kämen wir zu der Schlußfolgerung:

"Mein individuelles Bewußtsein besteht aus dem, was ich von meiner Umwelt wahrnehme, in mich hineinlasse."

"Jedes ICH ist nur eine von unendlich vielen Perspektiven des einen Bewußtseins, sich selbst wahrzunehmen."

(* Diese Ideen sind von Hinderk M. Emrich bzw. Rupert Sheldrake)
 

 

13.11.2008

 

 

Gestern hat die große Koalition das neue BKA-Gesetz durchgewinkt. Willkommen Staasi 2.0! Früher mußten wir uns entscheiden, zwischen Freiheit (BRD) oder Sicherheit (DDR). Oder - negativ ausgedrückt, zwischen sozialer Unsicherheit (BRD) und Überwachung (DDR). Jetzt haben wir endlich beides!
 

 

01.11.2008

 

 

Natürlich geht es beim Wahlkampf zwischen Barack Obama und John McCain aus integraler Sicht überhaupt nicht um links oder rechts (was Typen wären), sondern um den Übergang des Durchschnittsbewußtseins von der mythische Ebene (D-4) zur rationalen (D-5). Daß es da zur Zeit Verschiebungen gibt, konnte man letztens ja auch in Bayern beobachten, wo die mythische CSU Federn lassen mußte. Für Amerika eher peinlich ist, daß das pluralistische Bewußtsein (D-6), welches in Deutschland ansatzweise durch die Grünen vertreten wird und hier ab und zu schon mal mitregieren darf, in der Öffentlichkeit noch gar keine Rolle spielt: Herr Nader steht leider auf verlorenem Posten.
 

 

12.10.2008

 

 

Oh wundersame Geldvermehrung!
Es gibt Staaten (z.B. die BRD) und die haben Schulden (im Moment gerade 1600 Mrd. Euro = 1.6 Billionen Euro, pro Sekunde kommen 474 Euro Zinsen dazu) bei den Banken, weil sie pro Jahr mehr ausgeben, als sie an Steuern einnehmen (für 2008 sind z.B. 6 Mrd. Euro Neuschulden eingeplant).
Und es gibt Banken (z.B. die Hypo Real Estate) und die sind pleite, weil sie sich mit dem Geld ihrer Anleger verspekuliert haben.
Heute hat die Bundesregierung beschlossen, die Banken mit 500 Mrd. Euro zu unterstützen: 400 Mrd. als Bürgschaft (von denen man nicht weiß, ob sie fällig werden) und 100 Mrd. Euro zur Rekapitalisierung (die mit ziemlicher Sicherheit fällig werden). Das heißt auf gut Deutsch, daß die BRD 2008 mindestens 100 Mrd. Euro zusätzliche ausgeben wird. Da stellt sich doch für einen etwas einfältigen Papalangi die Frage, woher das Geld kommen soll? Die Bundesregierung hat doch Schulden, keinen Überschuß. Wie kann jemand etwas verleihen, der selbst nichts hat und im Minus steht? Leiht sich die Bundesregierung das Geld etwa bei den Banken, die sie retten soll? Das klingt ja fast wie ein Ringtausch der Schulden oder mindestens nach Leerverkäufen. Oder natürlich nach Münchhausen, der sich an seinem eigenen Zopf aus dem Sumpf zieht ...
 

 

3.10.2008

 

 

Letztens habe ich einen Menschen kennengelernt, der von einem unbändigem Optimismus erfüllt war. Außerdem habe ich mich eingehend mit der Aufbruchstimmung beschäftigt, die 1968 herrschte. Und dann ist mir die bleierne Schwere bewußt geworden, die zur Zeit wieder auf dem Land lastet, und die fast schon genauso schlimm ist, wie zu DDR-Zeiten, auch wenn sie viel besser kaschiert wird. Ich weiß, daß es zwei Momnte in meinem Leben gab, wo es anders war:

 

 

1973, zur Zeit der Weltjugendfestspiele (allerdings nur tendenziell)

 

 

1990, als Ostdeutschland nicht mehr DDR und noch nicht BRD war
 

 

 

Besonders 1990 war ein Jahr, wo man erleben konnte, welche Kreativität und Leichtigkeit das Leben haben könnte, wenn nicht ........ tja, was wenn nicht? Wo liegt der Hase im Pfeffer? Im System, das die Menschen lähmt? Weshalb haben es dann die einen trotz widriger äußerer Umstände, und die anderen aber nicht?
 

 

31.7.2008

 

 

Ich erlebe häufig Therapeuten, die völlig verwundert über das "unlogische" Verhalten ihrer Patienten sind. Sie sind einfach völlig gefangen in ihrer eigenen Bewußtseinsebene und setzen diese auch bei ihren Patienten voraus. Dabei verhalten sich ihre Patienten durchaus logisch - aber eben nach den Gesetzen ihrer eigenen Bewußtseinsebene, und die ist nunmal oft eine andere als die der Therapeuten. Kein Lehrer käme - auch ohne Wilber zu kennen - auf die Idee, daß seine Schüler sich wie Erwachsene verhalten müßten. Natürlich ist hier der Unterschied offensichtlich - aber das Prinzip ist das gleiche.
 

 

12.7.2008

 

 

Am meisten beschämt mich an meiner eigenen Wissenschaft, der Psychologie, daß das Problem der Selbstreflexivität so wenig berücksichtigt wird. Dabei ist es nirgends so offensichtlich wie hier, wo der Geist versucht sich selbst zu erkennen. Kein Physiker käme heute noch auf die Idee, bei einem Experiment sich selbst außen vorzulassen. Und jeder Soziologe weiß, daß seine Erkenntnisse einen kulturellen Hintergrund haben, vor dem sie entstanden und interpretierbar sind. Doch ausgerechnet die Psychologen tun oftmals so, als würde sie im klassischen Sinne "objektive" Ergebnisse produzieren. Wie brachte es Heinz von Foerster auf den Punkt: "Objektivität ist die Wahnvorstellung, es gäbe etwas zu beobachten, ohne einen Beobachter."
 

 

10.7.2008

 

 

Die größte Herausforderung einer integralen Politik dürfte darin bestehen, die Menschen wieder an der Politik zu beteiligen, ohne jedoch die Politik von der niedrigsten (und damit breitesten) Bewußtseinsebene dominieren zu lassen.
 

 

8.7.2008

 

 

Viele Erwachsene sind nicht erwachsen, sondern einfach nur groß.
 

 

7.7.2008

 

 

Immer wenn ich meinen Kopf durch den Vorhang stecke, um die Leere dahinter zu betrachten, ist die Leere weg, weil jetzt mein blöder Kopf da ist :-(
 

 

24.5.2008

 

 

Ich kann es manchmal nicht mehr hören, wenn die Mächtigen gebetsmühlenartig die geistigen Besonderheit Europas mit dem "christliche Abendland" begründen, das verteidigt werden muß. Wenn man damit auf die lokale Herkunft verweisen will, dann sind wir natürlich das polytheistische "druidische" Abendland, denn das Christentum ist immerhin ein morgenländischer Import. Allerdings hat die Inquisition so gründlich aufgeräumt, daß von unseren europäischen Wurzeln fast nichts übriggeblieben ist. Nicht daß ich darüber klage: Das ist nun einmal die Art, wie das mythische Bewußtsein (D-4) mit dem magisch-mythischen (D-3) umgeht - gewaltsam. Das sich Europa derart mit dem Christentum identifiziert, läßt sich tiefenpsychologisch sogar mit der "Identifikation mit dem Aggressor" erklären. Wenn man allerdings Judentum, Christentum und Islam vergleicht, muß man feststellen, daß sich die 3 monotheistischen Religionen lediglich in kulturell geprägten Oberflächenstrukturen unterscheiden. Ähnlich sind sie sich vor allem in ihrem Ausschließlichkeitsanspruch, also darin, daß jede von sich behauptet, die einzig wahre Religion zu sein, was der Papst gerade dieser Tage wieder unter Beweis gestellt hat. Was ist denn nun das wirklich Besondere an Europa? Natürlich die Aufklärung, also die Entwicklung des rationalen Bewußtseins (D-5)! Geistige und körperliche Freiheit, Gleichberechtigung der Frauen und anderer Randgruppen, Toleranz und Demokratie sind Werte, die von Europa aus begonnen haben sich über die Welt zu verbreiten und die wir eben NICHT den christlichen "Wurzeln" verdanken. Das Problem ist allerdings, daß die Toleranz, mit der die europäische Aufklärung (D-5) andere Bewußtseinsebenen behandelt, immer wieder als Bumerang wirkt, indem verschiedene Formen früheren Bewußtseins diese Errungenschaft mißbrauchen, um sich selbst aufzublasen. Manche würden am liebsten die Aufklärung dazu benutzen, um die Aufklärung wieder abzuschaffen.
Ein weiteres - selbstgemachtes - Problem des rationalen Bewußtseins ist, daß Aufklärung mit Materialismus gleichgesetzt wird. Sicher war es im 18. Jahrhundert erst einmal notwendig, in die Abgrenzung zum mythischen Gott zu gehen. Doch sollte im Kampf von These (Idealismus) und Antithese (Materialismus) irgendwann ja mal die Synthese in Form einer "aufgeklärten Religion" entstehen. Grundsätzlich gibt es sie schon seit vielen Jahrzehnten in Form der freireligiösen (bitte nicht mit "freikirchlichen" verwechseln) und unitarischen Gemeinschaften. Doch getreu ihrem Credo, daß die Wahrheit keiner Missionierung bedarf, sondern sich irgendwann von alleine durchsetzt, machen diese nicht viel Werbung. Ein weiteres Manko dieser rational-pantheistischen Religion ist es, daß ihre Vordenker durch logisches Denken dazu kommen sind, daß es einen transzendenten Urgrund geben muß. Leider haben sie bisher keinen Übungsweg entwickelt, um den Menschen eine unmittelbare Erfahrung dieser Wahrheit geben zu können. Hier ist ihnen der Buddhismus, der ähnliche weltanschauliche Grundlagen hat, ein Stück voraus, was vielleicht erklärt, weshalb er so viel populärer ist.
 

 

23.2.2008

 

 

Ich vermute, daß wir uns immer mehr einem Quantensprung in der Geschichte des Universums nähern, der alles auf den Kopf stellen wird, was wir heute noch für richtig halten. Das heißt, daß vielleicht schon in 10 Jahren nichts mehr ist, wie es mal war. Und wenn ich Quantensprung sage, dann meine ich keine soziale Umwälzung oder ökologische Katastrophe, auch wenn die sicher damit einhergehen werden, sondern daß plötzlich etwas fundamentales ganz anders ist - eine Emergenz des Universums. Der Witz ist: Obwohl es überall sichtbar wird - in den sozialen Spannungen und den ökologischen Problemen, im wissenschaftlichen Fortschritt - machen alle so weiter wie bisher. Ein bißchen Symptombekämpfung mit Kyoto und ein paar Hilfsaktionen für die Armen - das war´s. Dabei läßt sich die derzeitige Krise sicher nicht innerhalb des bestehenden Systems lösen, sondern nur durch den Sprung auf eine neue Ebene. Aber kaum einer scheint darüber nachzudenken, WIE der passieren könnte. Ich bin gespannt, wo es hingeht, obwohl mir auch ein bißchen bange ist...
 

 

21.2.2008

 

 

Ich habe mir gestern "Menace 2 Society" angeschaut: Wie sich eine Jugend gegenseitig selbst umbringt. Nur einer macht nicht mit - weil er religiös ist. Und heute habe ich mit 25 Süchtigen aller Altersstufen u.a. darüber diskutiert, wie es geschehen konnte, daß eine folgsame ostdeutsche Jugend durch die Wende innerhalb weniger Monate in´s Chaos geriet: Das Idealbild des hilfsbereiten Jungpioniers lag plötzlich auf dem Schrott. Was kam, war das moralische Vakuum des Spätkapitalismus. Da kam mir zum erstenmal der Gedanke, daß Wilbers Idee, die alten Religionen bewußt in die soziale Evolution einzubinden, vielleicht doch nicht so reaktionär ist, wie ich erst dachte: Die Regeln, auf die der Jungpionier schwört, nehmen sich ja nicht viel mit den 10 Geboten. Und lieber ein altes Geländer, an dem man sich als (junger) Mensch entlangtasten kann, als gar keines. Selbstverantwortung und Freiheit sind fantastische moralische Werte - für Menschen, die reif genug sind, damit umzugehen. Nur kriegen das selbst viele Erwachsene nicht hin. Das ist wohl der Grund, weshalb die Aufklärung derzeit an ihrer eigenen Freiheit erstickt: Das humanistisch orientierte Bildungswesen kommt einfach nicht gegen die Macht der Medien an, die derzeit das Weltbild der Massen prägen. Moral ist das, was die Medienindustrie verkauft, und nicht das, was man in der Schule oder der Kirche lernt. Rambo und Onkel Dagobert, statt Goethe und Jesus. Also wird auf Fernsehkanzeln Gier und Rücksichtslosigkeit gepredigt und auf Computeraltären darf man seine Rollen in diesem Spiel üben. Jeder, der sich über Steuerhinterziehung oder Amokläufe auf dem Schulhof empört, heuchelt oder will einfach nicht sehen, wie die Industrie uns unsere Werte diktiert.

Viele postmoderne Intellektuelle haben Angst, daß eine Beschneidung von beispielsweise Gossenjournalismus und Killerspielen das Ende der Meinungsfreiheit wäre. Da sie keine Bewußtseinsebenen anerkennen, sehen sie nicht, daß diese Freiheit von Vertretern niedrigeren Bewußtseins, die ihre humanistisch-pluralistischen Ideale gar nicht begreifen können, einfach nur mißbraucht wird. Die Angst der Mahner wäre unbegründet, wenn man einfach eine dieser Bewußtseinsebenen als Kriterium nähme: Alle Inhalte, die unterhalb einer bestimmten Ebene - zum Beispiel der rationalen - sind, werden geächtet. Und um zu wissen, welche das sind, braucht man nur die UN-Menschenrechtsdeklaration zu lesen: Pornografie, Rassismus, Gewaltverherrlichung, usw. Das würde z.B. einen investigativen Journalismus nicht behindern, die Teile der Medienindustrie aber, die mit dem Antriggern niedrigster Instinkte Geld verdienen möchte, auf der Stelle arbeitslos machen. Das heißt nicht, daß es so etwas gar nicht mehr geben würde - immerhin identifizieren sich auch dann immer noch viele Erwachsene mit diesen Ebenen - doch würde es nicht mehr staatlich gefördert oder geduldet. Und es ist z.B. ein Unterschied, ob jemand im privaten Rahmen seinen niederen Fantasien nachhängt, oder ob er sie mit Hilfe des öffentlich-rechtlichen Fernsehens befriedigen - und damit auch legitimieren - darf.
 

 

9.10.2007

 

 

Ein Artikel auf Telepolis hat mir überdeutlich gemacht, warum trotz millionenfacher Einsicht, daß das kapitalistische System am Ende ist, die Opposition nur träge vor sich hin dümpelt: Es gibt seit dem verunglückten Versuch des Sozialismus keine Utopie für die Zukunft. Die Opposition arbeitet also lediglich an einer Schadensbegrenzung, kann aber keine Alternative anbieten - deshalb geht es "weiter wie bisher". Auch die integrale Bewegung wird letztendlich nur dann Erfolg haben, wenn sie fähig ist, ein konkretes (und kommunizierbares) politisches und wirtschaftliches Zukunftsmodell, eine Vision, zu entwickeln. Philosophie allein im Sinne der "Erklärung des Bestehenden" wird nicht genügen.
 

 

10.9.2007

 

 

Es gibt eigentlich nur einen "Mann an sich" und eine "Frau an sich". Wenn man einmal erfahren hat, das alle Männer eigentlich ein Teil des einen Mannes (also von "mir") sind, kann die Konkurrenz aufhören. Und wenn man begreift, daß alle Frauen der Welt Teil der einen Frau sind, kann man durch eine Frau alle Frauen lieben - dann hört auch die Gier auf.
 

 

23.8.2007

 

 

Falls jemand glaubt, Europa sei gesamtgesellschaftlich schon im rationalen Bewußtsein angekommen, hier nur mal ein paar Beispiele, die illustrieren, wie weit wir noch davon entfernt sind:
 

 

 

rechtsradikale Bewegungen in Deutschland und anderen Ländern

 

 

nationalistische Bewegungen im Baskenland und auf Corsika

 

 

die Clan-Organisation der Mafia

 

 

die Unfähigkeit der jugoslawischen Völker, nach dem Tode Titows weiter zusammenzuleben

 

 

der Krieg zwischen Protestanten und Katholiken in Nordirland

 

 

der Einfluß der Kirchen in vielen Ländern auf Politik, Bildung, etc.

 

 

die neuesten fundamentalistischen Äußerungen des Papstes
 

 

 

Fazit: Wir haben die Aufklärung nicht hinter uns, sondern stecken im besten Falle mittendrin.
 

 

21.8.2007

 

 

Manchmal werde ich das Gefühl nicht los, daß auch viele Integrale noch große Schwierigkeiten haben, sich ein politisches System und eine Wirtschaftsweise jenseits des Kapitalismus vorzustellen. Der Schock über den Untergang des real existierenden Stalinismus (blau, D-4) sitzt einerseits immer noch in den Knochen. Und andererseits haben wir Integralen als Teil der intellektuellen Elite uns in der übriggebleibenen Plutokratie recht gemütlich eingerichtet. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß der real existierende Kapitalismus der kollektiv-äußere Quadrant des rationalen Bewußtseins (orange, D-5) ist, in seiner globalisierten Form vielleicht auch des pluralistischen Bewußtseins (grün, D-6) - also eine Spielwiese für das (reife) Ego. Und wenn ich sehe, wie die großen Konzerne - die von intelligenten, studierten Menschen gelenkt werden - jedes Gesetz, daß sie ein wenig daran erinnern soll, daß sie nicht allein auf diesem Planeten leben, unterlaufen, muß ich mir eingestehen, daß die gleichen narzißtischen Tendenzen, die Wilber für das Individuum in Boomeritis beschreibt, auch den Institutionen unserer Gesellschaft zu eigen sind. Und mit diesen Institutionen - den wirtschaftlichen wie auch den politischen - sind die globalen Probleme der Gegenwart einfach nicht zu lösen, weil sie Teil des Problems sind, bzw. diese sogar erst geschaffen haben. Und da der Kapitalismus inzwischen weltumspannend ist, steuern wir wohl auf eine weltumspannende Umwälzung zu, die sicher nicht ohne Schmerzen sein wird. Wenn ich sehe, wie aggressiv Konzerne und Regierungen agieren, weiß ich auch, daß ich auf Einsicht von ihrer Seite nicht hoffen kann, bevor nicht alle Ressourcen aufgebraucht und alle Dollars eingesammelt sind. WIE eine Alternative aussehen kann, weiß ich auch nicht - daß die Evolution sich einen Ausweg kreieren wird, ist sicher. Und die Menscheit hat schon so viele soziale Umwälzungen überstanden - von der Urhorde zur Stammesgesellschaft zum Feudalismus zum Kapitalismus - daß auch dieser Sprung zu meistern sein müßte.
 

 

25.6.2007

 

 

Manchmal komm ich mir in dieser Flachlandwelt doch ein bißchen komisch vor und müßte verzweifeln, wenn ich nicht wüßte, daß es ein großes kosmisches Spiel ist. Da diskutieren Menschen, die behaupten einen Hochschulabschluß zu besitzen, ernsthaft darüber, ob man Killerspiele verbieten sollte und hauen sich widersprechende Studien um die Ohren. Wenn sie ihre Stichproben vergleichen würden, würden sie begreifen, daß Menschen auf verschiedenen Bewußtseinsebenen in verschiedenem Maße fähig sind, materielle und virtuelle Realität auseinanderzuhalten. Nur sieht man ihnen das eben nicht an, weil das innere Alter nur bedingt etwas mit der Intelligenz und schon gar nichts mit dem biologischen Alter zu tun hat. Und während Medien und Spielekonzerne auf D-5 oder darunter fleißig mit Sensationsjournalismus und Ego-Shootern Geld scheffeln, sehen die sensibel-pluralistischen D-6-Wissenschaftler die Freiheit des Geistes in Gefahr, wenn man den vorgenannten verbieten würde, weiter die Gehirne zu vergiften. Spätestens seit den 60ger Jahren weiß die Psychologie um das Modellernen nach Bandura, weiß also darum, was Bilder im Kopf anrichten. Um es ganz klar zu sagen: Die Toten von Columbine, Erfurt und Tessin gehen nicht auf das Konto von geistig verwirrten Oberschülern, sondern direkt auf das Konto von Medien und Industrie sowie Wissenschaftlern, die unfähig sind, das Ganze in 3 Dimensionen zu betrachten und daraus Rückschlüsse abzuleiten, sowie Politikern, die nicht den Mut haben, gegen die Industrie Gesetze zu erlassen - also letztendlich auf das Konto unserer Gesellschaft. Oder wie will man das sonst erklären, daß die Menschheit sich seit mehreren 100 000 Jahren entwickelt hat, bis vor 20 Jahren aber niemand sich hätte vorstellen können, das Oberschüler einmal Amok laufen könnten?
 

 

21.6.2007

 

 

Dieses Universum soll zu 97 % aus Leere bestehen. Warum kümmert sich die Wissenschaft eigentlich nur um die restlichen 3 %??
 

 

16.5.2007

 

 

Nur weil der Sozialismus keine Alternative war, suchen wir nun gar nicht mehr?

 

 

 

(frei nach Peter Hille)

 

15.5.2007

 

 

Die bürgerliche Revolution ist mal mit dem Slogan "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit!" in den Kampf gezogen. Irgendwie scheint da inzwischen etwas aus dem Ruder gelaufen zu sein: "Gleichheit" war eigentlich gedacht als das Recht eines jeden Menschen auf seine Würde und "Freiheit" als das Recht des Menschen auf sich selbst. Inzwischen ist daraus die postmoderne Anmaßung geworden, daß jeder alles machen darf. Also Gleichmacherei, die keine Entwicklungsstufen berücksichtigt, und damit sämtliche ethischen und moralischen Normen der Aufklärung aushebelt. So ist es kein Wunder, daß bei diesem kollektiven Narzissmus die "Brüderlichkeit" abhanden gekommen ist. Das Resultat ist Neoliberalismus - oder etwas weniger schmeichelhaft ausgedrückt: politisch abgesegnete Verantwortungslosigkeit. Wenn ich eine Musikrichtung nennen sollte, die diesen Zustand perfekt wiederspiegelt, fällt mir nur Punk ein: Auch wenn jemand kein Instrument spielen kann - beim Punk dürfen alle auf die Bühne!
 

 

2.11.2005

 

 

Wie kann es eigentlich kommen, daß in einem Land, wo die meisten Menschen mindestens einen Abschluß der 10. Klasse haben, kein Mensch auf die Idee kommt, daß nicht die Arbeitslosen schuld an der Arbeislosigkeit sind, sondern die Politiker, weil sie unfähig sind, die vorhandene Arbeit gerecht zu verteilen? Die Menschheit hat doch immer davon geträumt, daß Maschinen die Arbeit machen, so daß der einzelne Mensch mehr Zeit für Kreativität und soziale Kontakte hat. Nun ist es soweit - doch die einen machen Überstunden und die anderen fühlen sich nicht gebraucht... Und keiner kommt auf die Idee, die Merkels, Schröders etc. für diesen Mißstand verantwortlich zu machen! Statt dessen hofft das Volk immer noch auf Wunder, wenn unsere Politiker mal wieder von Vollbeschäftigung faseln. Wenn sie Marx gelesen hätten, wüßten sie, daß die Freisetzung von Produktivkräften in unserer Gesellschaft gesetzmäßig geschieht! Wenn jeder halbtags arbeiten könnte, wären alle glücklich. Und das Gesundheitssystem wäre auch entlastet: Weniger Herzinfarkte und weniger Alkoholiker.
 

 

2.11.2005

 

 

Wenn mich die anthropozentrische Aufgeblasenheit unserer geistigen Eliten mal wieder ärgert, flüchte ich mich immer in den Gedanken, daß der Mensch vielleicht nur ein Werkzeug, eine Maschine ist, den sich die Elementarteilchen ausgedacht haben, um ihren eigenen Wirkungsgrad zu erhöhen. Und damit der Mensch sein Benutzt-Werden nicht so schnell bemerkt, wurde er außerdem noch mit der Illusion eines Ich-Gefühls ausgestattet, das ihm die Eitelkeit ermöglicht, alle die Dreck-Arbeit, die er im Dienste der Evolution erfüllt, als eigene Leistung und Errungenschaft zu deklarieren.
 

 

2.11.2005

 

 

Eigentlich lassen sich die Erforscher des Bewußtseins in 2 große Gruppen einteilen: Die, die glauben, daß das Gehirn ein Computer ist, der das Bewußtsein (= Information) erzeugt. Und die, die glauben, daß das Gehirn eher einem Funkgerät gleicht, das Informationen aus dem Bewußtsein empfängt und dahin überträgt. Erstere erforschen das Bewußtsein von außen - die anderen eher von innen. Und beide haben etwas recht :-)
 

 

10.08.2005

 

 

Schade: Marx war so ein großartiger Dialektiker. Nur seine philosophische Grundfrage ("Was ist primär - Materie oder Bewußtsein?) konnte er nicht dialektisch beantworten. Da brauchte es erst die Quantenphysik und die Theorie von der Eigenschaftsdualität, um auch hier ein "sowohl-als-auch!" möglich zu machen.
 

 

28.07.2005

 

 

Von verschiedenen Stellen wird immer mal wieder das »Guru-Shopping« beklagt, also der in den letzten Jahren sich ausbreitende Trend, sich nicht mehr an eine Religion fest zu binden, sondern sich seine Impulse bei verschiedensten Richtungen zu holen. Wenn ich diesen Trend mal konstruktiv betrachte, hat er mindestens zwei gute Seiten:

 

 

a)

die früher so beklagte Abhängigkeit der Suchenden von einzelnen Gurus oder spirituellen Lehrern dürfte damit immer geringer werden.

 

 

b)

durch das Vergleichen werden die Suchenden immer mehr befähigt, die ewigen Wahrheiten - also die Erkenntnisse, die allen Richtungen gemeinsam sind - von individuellen oder kulturellen Zutaten zu trennen und dadurch zur Quintessenz zu gelangen.

 

 

So schön kann Reframing sein :-)
 

 

27.06.2005

 

 

Aus einer anderen Perspektive betrachtet, ist der Sozialismus (falls man den real existierenden Stalinismus überhaupt mit diesem Hoffnungswort bezeichnen will) auch an der Prä/Trans-Verwechslung gescheitert: Anstatt dem Einzelnen in seiner Individual-Entwicklung dahingehend zu helfen, daß er möglichst schnell das Ego (D-5, Kapitalismus) transzendiert, damit er bei der Schaulogik (D-6) ankommt, also fähig wird, sein individuelles Potential aus Einsicht in die Vernetzung allen Lebens in größere Systeme einzubringen, hat man versucht, ihm seine Individualität auszutreiben und ihn den Regeln und Rollen eines gigantischen Ameisenstaates zu unterwerfen. Herausgekommen ist ein Sozialfeudalismus (D-4) und das war schlicht und einfach Rückschritt. So hatte sich das Marx wohl nicht gedacht :-(

Genau genommen kann man alle derzeitigen Probleme der BRD / Welt (Überalterung, Arbeitslosigkeit, Lohndumping, strukturschwache Gebiete, ökologische Probleme, Dritte Welt, Globalisierung, etc.) mit einem einzigen Wort bezeichnen. Marx würde dazu »Kapitalismus« sagen, Wilber drückt sich etwas gewählter aus und nennt es »Dissoziation von D-5«. Zustande kommen diese Probleme nicht durch die Unfähigkeit der Betroffenen (auch wenn uns die Nutznießer dies immer wieder einreden wollen), sondern durch die Prämisse des Wirtschaftssystems, eigene Leistungen so teuer wie möglich zu VERkaufen und fremde Leistungen so billig wie möglich EINzukaufen. Wie soll da ein funktionierender Kreislauf zustande kommen?? Doch folgt daraus die Frage: Wie müßte eine nachkapitalistische Alternative aussehen? Der (vorkapitalistische) Sozialfeudalismus a lá Ostblock kann es jedenfalls nicht sein!
 

 

24.11.2004

 

 

Eigentlich ist die Gentechnikdebatte eine gut Gelegenheit, um mit jeweils einem Satz die Unterschiede zwischen den 3 personalen Bewußtseinsebenen deutlich zu machen:

 

 

"Man darf Gott nicht ins Handwerk pfuschen." sagt der Vertreter des mythischen Bewußtseins (D-4)

 

 

"Wieso nicht? Wenn wir es nicht tun, machen es die anderen und haben den Vorteil (finanziellen Gewinn, Technikvorsprung, etc.)" entgegnet der pragmatische Rationalist (D-5)

 

 

"Wenn wir es schon tun, sollten wir die Folgen für die Umwelt (Raum) und die Spätfolgen (Zeit) bedenken." warnt der systemisch denkende Vertreter der Schaulogik (D-6)

 

 

Es liegt an Ihnen, diese 3 Zeitgenossen den in der BRD existierenden Parteien zuzuordnen ;-)
 

 

8.10.2004

 

 

Frau Schawan, Kultusministerin von Baden-Württemberg, hat sich darüber ereifert, daß Berlin alle religiösen Zeichen aus den Schulen verbannen will. Schawan zufolge sei Deutschland ja kein laizistisches Land. Eben, möchte man darauf antworten, das ist das Problem. Die Trennung von Staat und Kirche steht nur auf dem Papier und die beiden Großkirchen verteidigen ihre Pfründe mit allen Mitteln. Doch dürfte genau das ein Grund der Abkehr sein: viele Menschen erleben die Kirchen als Teil des Machtapparates, und nicht mehr als Stätten der spirituellen Suche.
 

 

27.9.2004

 

 

Die Diskussion ist entbrannt, ob es gut ist, wenn Deutschland einen Platz im UNO-Sicherheitsrat erhält. Manche wittern neudeutschen Chauvinismus. Ich persönlich bin sehr dafür. Aufgrund seiner Geschichte ist kein Land zur Zeit so unchauvinistisch wie Deutschland. Daran ändern auch ein paar NPD-Wähler im Osten nichts. Während die Amerikaner - teilweise unter Hinzuziehung christlicher Mythen - noch versuchen, ihr Vielvölkergemisch zu einer Nation zu einen, und Briten und Franzosen die grandiose Vergangenheit des »british empire« bzw. der »Grande Nation« beschwören, gibt es bei den Deutschen überwiegend 3 Reaktionen:

 

 

-

die einen schämen sich, Deutsche zu sein

 

 

-

den nächsten ist es egal

 

 

-

die dritten haben nach 2 Weltkriegen begriffen, daß die Zukunft nicht in nationalem Wahn liegen kann, sondern in EU und UNO.

 

 

Natürlich weiß ich nicht, wie Deutschland seiner Rolle im Weltsicherheitsrat gerecht würde, wenn die jetzige CDU an die Macht käme. Doch das die Deutschen nicht Frau Merkel wählten, die mit wehenden Fahnen hinter Herrn Bush hinterhergestolpert wäre, läßt vermuten, daß die Mehrheit des Volkes verantwortlicher denkt, als eine seiner lautesten Repräsentantinnen.
 

 

27.9.2004

 

 

Ich begrüße den Vorschlag von Bremens Oberbürgermeister Henning Scherf, auf Bundesebene eine große Koalition zu bilden, um Deutschlands Probleme in den Griff zu bekommen. Dadurch würden - wie bei den runden Tischen - alle Bevölkerungsgruppen repräsentiert. Und die Politiker könnten beweisen, ob sie fähig sind, konstruktive Kompromisse zu finden, anstatt sich ständig gegenseitig zu paralysieren. Das pubertäre »Dagegensein« der jeweiligen Opposition würde endlich aufhören. Gleichzeitig würde in den Bürgern nicht länger die Illusion genährt, daß sie wieder einmal die falsche Partei gewählt haben und die Opposition - wenn man sie nur ließe - alles besser machen könnte. Letztendlich wäre es für die Politik die Nagelprobe, ob die parlamentarische Demokratie überhaupt geeignet ist, die durch die Globalisierung entstehenden Probleme zu lösen. Und vielleicht würde man sogar feststellen, daß eine All-Parteien-Regierung, in denen die verschiedenen Interessengruppen prozentual vertreten sind und um eine von allen akzeptierte Lösung ringen, besser funktioniert, als wenn eine Mehrheit der Minderheit ihren Willen diktiert. Das Haupthindernis dürfte die eitle Selbstüberzeugung der Politiker aller Coleur sein, ihre Ansicht der Welt sei die einzig richtige - die anderen hätten es nur noch nicht gemerkt.
 

 

14. 9. 2004

 

 

Einem Bewußtsein ist einfach ALLES möglich - sogar, jeden Tag wieder im gleichen Körper aufzuwachen!
 

 

6. 9. 2004

 

 

Vielleicht ist die derzeitige Regression der USA (als politisches System) nach dem 11.9. auf die Ebene D-4 (mythisches Bewußtsein) ja lediglich das soziale Pendant zur Regression eines einzelnen Menschen auf frühkindliche Entwicklungsebenen im Zuge einer posttraumatischen Belastungsstörung.
 

 

23. 6. 2004

 

 

Es hat schon ziemliche Nachteile, daß man nur das Alter, Geschlecht oder die Schulnoten als Qualifikation für eine Tätigkeit nimmt, und nie den Stand der Selbstentwicklung. Sonst würde es sicher nicht passieren, daß Menschen nur aufgrund ihres Alters die Fahrerlaubnis machen können - obwohl aufgrund der Stagnation ihres Selbstes auf D-2 die Gefahr groß ist, daß sie uns als Geisterfahrer auf der Autobahn entgegenkommen. Oder daß Menschen aufgrund ihrer kognitiven Leistungen als Wissenschaftler mit Genen herumspielen dürfen, obwohl sie aufgrund des Verharrens auf D-5 nicht fähig sind, die Auswirkung auf andere Systeme und die Langfolgen zu berücksichtigen. Oder daß wir uns von Menschen regieren lassen müssen, die aufgrund ihres magischen Bewußtseins (D-3) gerade in der Lage wären, einen Indianerstamm zu führen.
 

 

22. 6. 2004

 

 

Wilbers These, daß mit höherer Komplexität der Holone ihre Anzahl geringer wird, könnte böse Auswirkungen auf die Demokratie haben. Wenn es mehr Atome gibt als Moleküle, mehr Moleküle als Zellen, mehr Zellen als Pflanzen, mehr Pflanzen als Tiere, dann gibt es natürlich auch mehr wenig entwickelte Menschen, als mittel oder hoch entwickelte. Wenn alle Menschen wählen dürfen, heißt das natürlich, daß Kandidaten der wenig entwickelten Bevölkerungsschichten grundsätzlich mehr Wahlchancen haben, als Kandidaten der höherentwickelten. Damit wird die Demokratie zur »Mobbokratie« und letztendlich zur Bremse für gesellschaftliche Weiterentwicklung - es sei denn, man trägt Sorge dafür, daß sich das gesamte Volk weiterentwickelt und nicht nur die Eliten. Oder man findet eine neue Form der politischen Interessenvertretung, die einer zukünftigen Entwicklung angemessener ist.
 

 

17. 4. 2004

 

 

 


Suche

Oft komme ich mir vor wie ein Maulwurf,
der blind nach dem wühlt,
was genau vor seiner Nase liegt.
Und wenn ich aus Versehen mal blinz ’le,
dann mache ich das Auge schnell wieder zu, weil :

Es kann doch nicht wahr sein, daß es
...soo einfach ist ...!
 

 

13. 4. 2004

 

 

Wer ist eigentlich auf die absurde Idee gekommen, daß man mit sogenanntem "Nationbuilding" Stammesgesellschaften (D-2 bis D-3) in eine säkulare Demokratie (D-5) katapultieren könnte? Und dann auch noch mittels Krieg, anstatt mittels Wohlstand und Bildung? Wenn Wilber recht hat, daß keine Entwicklungsstufe übersprungen werden kann, fehlt da noch D-4, der feudale, religiös geprägte Nationalstaat. Kaiser, Könige und Fürsten haben in Europa hunderte Jahre gebraucht, um germanische und fränkische Stämme mittels Kreuz und Schwert zu Völkern zusammenzuschweißen (Die Spanier und die Engländer (Nordirland) haben es bis heute nicht ganz geschafft.). Warum sollte es woanders anders sein? Trotzdem glauben so ein paar Einfältige in der westlichen Welt, sie könnten mit ein bißchen UNO und NATO und Aufbauhilfe den Gang der Geschichte abkürzen ...
 

 

12. 4. 2004

 

 

Wenn ich Christ wäre, vielleicht sogar Pfarrer oder Bischof, würde ich auf das Wort "christlich" sofort ein Patent anmelden - und seine Verwendung allen Politikern, die es permanent mißbrauchen, sofort untersagen. Wieso tragen eigentlich die Grünen das Wort "christlich" nicht im Namen? Sie hätten es m.E. viel eher verdient, als so manche andere Partei...
 

 

12. 4. 2004

 

 

Wenn zur nächsten Bundestagswahl Rot-Grün abgewählt wird, dann nicht nur, weil sie blöde Politik gemacht haben (die war vielleicht immer noch besser, als das, was uns Schwarz-Gelb in den nächsten Jahren bieten wird), sondern in erster Linie, weil sie die vergangenen 8 Jahre nicht dazu genutzt haben, auch nur einen Punkt in den politischen Rahmenbedingungen Deutschlands zu ändern - obwohl sie von der Opposition teilweise sogar Steilvorlagen geliefert bekommen hatten. Doch ging es bisher jeder Regierungspartei mehr um den kurzfristigen Gewinn, als um den langfristigen Nutzen, so daß auch Rot-Grün sich lieber damit beschäftigt haben, an den Symptomen rumzudoktern, anstatt die Ursachen anzugehen: Vom Umbau eines rationalen Politikverständnisses (Industriegesellschaft) zu einem schau-logischen Politikverständnis (Informationsgesellschaft) keine Spur. Nur ein paar Beispiele:

Es gibt immer noch keine wirkliche Trennung von Kirche und Staat. Die Einführung von Volksentscheiden war ein großer Wahlluftballon der Grünen (Das Volk könnte ja mal anders wollen). Deutschland ist eines der wenigen Länder ohne Informationsfreiheitsgesetz. Durch die Listenwahlen (statt Personenwahlen) entscheiden die Parteien, wer in den Bundestag kommt, nicht die Wähler. Für die Entflechtung von Bund und Ländern hat man vor wenigen Wochen endlich mal eine Kommission gebildet, die nun die nächsten Jahre damit beschäftigt sein wird, einige Vorschläge auszuarbeiten, die eh keiner umsetzen wird. Der Bundestagsabgeordnete darf immer noch nicht seinem Gewissen gehorchen, sondern muß sich der Fraktionsdisziplin beugen. Und natürlich seiner Lobby: Die Möglichkeit, ein Zweitbeschäftigungsverhältnis im Aufsichtsrat eines Konzerns wahrzunehmen besteht selbstverständlich weiter und läßt die Unabhängigkeit unserer Abgeordneten sehr zweifelhaft erscheinen. Von den direkten Vertretern der Konzerne in den Ministerien mal ganz zu schweigen. Da die Bundesländer nach wie vor im Abstand von je einem halben Jahr wählen, wird die Bundespolitik weiterhin von ihrem möglichen Einfluß auf lokale Wahlergebnisse geprägt sein. Lediglich bei den Wahlen gibt es eine schleichende Veränderung: Im Zuge der Entertainisierung der Politik werden immer mehr Personen als Inhalte präsentiert, weil man dem Volk ein eigenes Urteil sowieso nicht mehr zutraut - hier also ein Rückschritt zu einem mythischen Politikverständnis nach amerikanischem Vorbild.

Schröder und Fischer werden sich öffentlich über die Apathie des Volkes auslassen und nicht begreifen, daß ihre politische Unkultur diese regelrecht provoziert. Letztendlich wird die Partei der Nichtwähler immer größer werden und signalisieren: Die Stellvertreterdemokratie ist nicht geeignet, die Probleme des Informationszeitalters zu lösen, da sie selbst Teil des Problems ist.
 

 

12. 4. 2004

 

 

Heute fiel mir ein, daß die BILD-Zeitung eigentlich das Bundesverdienstkreuz verdient hätte: Keine Institution in der BRD hat sich bisher so darum verdient gemacht, dem Volk vom mythischen zum rationalen Bewußtsein zu verhelfen. Selbst dort, wo die BILD-Zeitung mal moralisch wird, tut sie es für jeden ersichtlich aus pragmatischen Gründen (Umsatz, Geld). So ist sie eine Kraft, die gegen ihren Willen das Gute schafft. Die Ironie der Geschichte ist, daß sie sich damit ihr eigenes Grab gräbt: Ein Mensch auf der rationalen Bewußtseinsebene braucht andere Informationsmedien als die BILD-Zeitung ...
 

 

24. 3. 2004

 

 

Bush und Kerry bewerfen sich mit Dreck, Blair und Aznar belügen ihr Volk und schicken es in den Krieg, Berlusconi läßt Gesetzt verabschieden, die nur ihm selbst dienen, unser aller Kandesbunzler erpresst nach Belieben seinen Kanzlerwahlverein und Merkel, Stoiber, Koch und Merz prügeln sich darum, wer als nächster König spielen darf: Die parlamentarische Stellvertreterdemokratie scheint offenbar nichts anderes als eine »Monarchie auf Zeit« zu sein. Wieso glaubt der Wähler eigentlich alle 4 Jahre auf´s Neue, daß alle diese Leute, die nur an sich denken, nach ihrer Wahl plötzlich an ihn denken würden??? Solange der Beruf des Politikers mit so vielen Privilegien verbunden ist, wird er wohl immer vorrangig Egozentriker und Machtneurotiker anziehen. Wenn es tatsächlich mal ein Altruist schaffen sollte, wird er schnell wieder abgewählt (Gorbatschow) oder erschossen (Palme). Mythisches und rationales Bewußtsein denken nun mal nicht in Systemen und größeren Zusammenhängen, sondern an die eigene kleine Gruppe bzw. sich selbst. Basisdemokratie und Rotationsprinzip bei den Grünen und die Runden Tische in der Endzeit der DDR waren vielleicht die ersten Schritte in eine schaulogische Zukunft, aber leider wohl noch etwas zu früh.
 

 

6.3.2004

 

 

Mal wieder so eine Idee: Wieso meint Marx eigentlich, daß die Arbeiterklasse die Gesellschaft nach dem Kapitalismus aufbauen soll? Ist doch unlogisch. Immerhin ist der Feudalismus auch nicht von ehemaligen Sklaven und der Kapitalismus nicht von ehemaligen Leibeigenen aufgebaut worden. Alle früheren neuen Gesellschaftsordnungen wurden doch von Gruppen errichtet, die sich im Windschatten der rivalisierenden Antipoden neu entwickelt hatten. Und wenn der Kapitalismus die soziale Ausdrucksform des rationalen Denkens als Bewußtseinsstufe ist (um auf Wilber zurüchzukommen), müßten Vertreter der Schau-Logik die Zukunft gehören. Als einzige soziale Gruppe, die deren Kriterien erfüllt, fällt mir die Intelligentia ein - eine Gruppe, die in den letzten Jahrzehnten so sehr gewachsen ist, daß man sie schon Klasse nennen kann. Immerhin sind es ja auch die Studenten, die als erste auf die Straße gehen. Die Arbeiterklasse hat sich m. E. weder mit ihrem Industriefeudalismus im Osten noch mit ihrem Klassenkampf im Westen als besonders zukunftsträchtig erwiesen. Und so, wie die Sklaven und Leibeigenen überflüssig geworden sind, scheint es derzeit den Arbeitern zu ergehen. Damit argumentiere ich nicht dagegen, daß diese für ihre sozialen Rechte kämpfen. Doch hat das überhaupt nichts mit einer ihnen von Marx zugesprochene »führende Rolle« in einer nachkapitalistischen, wissensbasierten Gesellschaft zu tun. Na, wie dem auch sei - Lenin hat zumindest schon mal den Weg gezeigt: Lernen, lernen, nochmals lernen! Für die linken Studenten also: Anstatt so zu tun, als ob man zur Arbeiterklasse gehören würde (was eh geschwindelt ist), lieber etwas mehr Strategiespiele spielen, um das vernetzte Denken zu schulen. Und vielleicht gründet ja mal jemand eine Interessenvertretung für die Intellektuellen, sozusagen eine "Partei der Intelligenz". Als neue Underdogs dürften sich schon jetzt die Freelancer herauskristallisieren: Während der Arbeiter wenigstens noch einen Arbeitsvertrag hat, ist der Freelancer ja gleich dreifach frei ...
 

 

2.3.2004

 

 

Heute morgen unter der Dusche ist mir klargeworden, welche berufspolitische Konsequenzen Wilbers Menschenbild, insbesondere die Quadrantentheorie, für die Psychologen hätte: Bei der derzeit gängigen Reduktion des Menschen auf einen Quadranten mit mehreren Ebenen - also auf eine weitgehend homogene Körper-Bewußtseinsmaschine (unabhängig davon, ob man nun die Dampfkesselmetapher, die Computermetapher oder eine kybernetische Metapher bemüht, von denen bei aller Nützlichkeit keine das Verhältnis von Materie und GEIST wirklich erklärt) - haben die Ärzte natürlich Recht, wenn sie das Heilungsmonopol für sich beanspruchen, da nach diesem Modell der Zustand der Körperbasis einseitig den Zustand des darauf aufbauenden Bewußtseins bestimmt und damit die Psychologie als eine Teilwissenschaft der Medizin untergeordnet wird. Erst wenn die Psychologen, die oft genug dem gleichen materialistisch-mechanistischen Reduktionismus anhängen, bereit wären anzuerkennen, daß es zwei relativ autonome Einheiten im Individuum gibt, die sich parallel zueinander entwickeln, nämlich Körper und Bewußtsein (individuell-äußerer und individuell-innerer Quadrant) würde es ihnen das moralische Fundament geben, ihre Gleichberechtigung einzuklagen, nämlich die Zuständigkeit für den individuell-inneren Quadranten. Das hätte insbesondere in der Praxis große Auswirkungen, da es zum Beispiel die medizinische Ausbildung als prädestinierte Grundlage für die Ausübung von Psychotherapie grundsätzlich in Frage stellt. Auch die Zuständigkeit der Ärzte für die Verabreichung von Psychopharmaka müßte neu überdacht werden. Diese Klärung könnte andererseits Grundlage für eine wirklich ergänzende Zusammenarbeit von Ärzten und Psychologen in multiprofessionellen Teams sein. Doch all das ist Zukunftsmusik ...
 

 

16.2.2004

 

 

 

 

das Letzte

Unendliche Leerheit
nimmt wahr:

ES IST SO !

Gelächter....
 

 

11.2.2004

 

 

Habe gerade "Mangel an Mütterlichkeit - ein Psychogramm der BRD" von Dr. Hans-Joachim Maaz gehört. Bei aller Hochachtung, die ich für ihn hege, bin ich mit seinen Schlußfolgerungen nicht einverstanden. Er spricht zwar von Entwicklung, doch gibt es für ihn scheinbar nur 2 Dichotomien: krank versus gesund, sowie frühkindlich versus erwachsen (wobei er bei den letzteren jeweils eine Definition schuldig bleibt, wie sich die Idealzustände »Gesundheit« bzw. »Erwachsen-Sein« gesamtgesellschaftlich äußern sollen). Wenn ich mir die BRD aus integraler Sicht anschaue, komme ich zu dem Schluß, daß es eine pubertäre Gesellschaft ist: eine rational geprägte Industriegesellschaft mit einer Bevölkerung, die zu je fast 50 Prozent entweder mit der mythischen Ebene (Regel-Rolle) bzw. mit der rationalen Ebene (reifes Ego) identifiziert ist und nur zu einem sehr geringen Teil mit der schau-logischen oder gar Ebenen darüber. So gesehen ringt diese Gesellschaft eher um ihre Individualität - mit all den »Entgleisungen«, die eine Pubertät mit sich bringen kann, bis hin zum Bodyism. Doch ist trotz alledem die Pubertät keine Krankheit, sondern nur ein (manchmal schwieriges) Übergangsstadium zum reifen Erwachsenen. Weltgeschichtlich betrachtet hatten Kinder noch nie so gute Lebens- und Entwicklungsbedingungen wie hier und heute (was nicht heißt, daß sie nicht noch besser sein könnten), weshalb ich seiner Einschätzung unserer Gesellschaft als frühgestört einfach nicht zustimmen kann. Die Integration von Körper und Gefühl (deren Nichtintegration er als »mangelnde Mütterlichkeit« bezeichnet, und woran wir oftmals so leiden), ist schlicht und einfach Aufgabe des Übergangs zur Schau-Logik - eine Aufgabe, die für viele Menschen noch weit in der Zukunft liegt.
 

 

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