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Drogen - Sucht - Gesellschaft
"Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht."
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(Werbekampagne 2007 der meistangeschauten dt. Tageszeitung)
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Diese Seite versteht sich als Informationsseite. Die öffentliche Meinung wird weitgehend von zwei Parteien dominiert: Den Drogenkonsumenten und den Drogengegnern. Beide Seiten zeichnen sich oftmals durch erschütternde Unwissenheit aus. Während die meisten Gegner glauben, alle Drogen wirken wie Alkohol (nur viel, viel schlimmer) und alle Konsumenten seien Süchtige, fragen viele Befürworter gar nicht danach, was sie sich einwerfen - "Hauptsache es knallt!" Soziale, wirtschaftliche und politische Gründe des Drogenmißbrauchs sowie die Eigenschaften der verschiedenen Substanzen werden von beiden Seiten kaum reflektiert.
Die Sprache ist auf dieser Seite bewußt einfach gewählt und die Drogen werden in ihren Handelsnamen genannt, um einen möglichst großen Kreis an Menschen anzusprechen. Manchmal ist der Ton etwas bitter oder ironisch - das kommt daher, daß ich diese Seite auch dazu benutze, meinen Frust über die Aspekte meiner Arbeit abzubauen, die sich nicht aus der Sucht, sondern aus der sogenannten "Drogenpolitik" unseres Landes ergeben. Um allen Fehlinterpretationen von Konsumenten vorzubeugen: Ich bin absolut dagegen, wenn irgend jemand meint, meine Kritik der Drogenpolitik zur Rechtfertigung seiner eigenen Sucht benutzen zu können. Ich habe genügend menschliche Wracks erlebt und Freunde und Verwandte durch die (Alkohol- und Heroin-) Sucht verloren, um das ernst zu meinen! Doch bin ich überzeugt davon, daß die derzeitige Drogenpolitik nicht geeignet ist, die Suchtgefahr zu verringern, sondern statt dessen noch zusätzliche Probleme schafft. Deshalb kann ich nur hoffen, daß diese Seite ein kleiner Beitrag zu einer DIFFERENZIERTEREN Drogenpolitik ist. Mancher Absatz mag zu der Annahme verleiten, ich würde den Drogengebrauch bagatellisieren - das liegt mir völlig fern. Ich gehe davon aus, daß meine Webseite niemanden vom Konsum abhält. Doch habe ich versucht, die verschiedenen Gefahren realistisch darzustellen, so daß diejenigen, die es trotzdem tun, wenigstens die schlimmsten Fehler vermeiden.
Wer tiefer in das Thema Sucht einsteigen will, sollte mal auf die Downloadseite schauen. Dort gibt es zwei spezielle Artikel, die auch das Wilbersche Bewußtseinsmodell berücksichtigen. Einer davon ist von John Dupuy, einem befreundeten amerikanischen Suchttherapeuten - sehr empfehlenswert. Außerdem freue ich mich sehr, von Dr. Rüdiger Dahlke die Genehmigung erhalten zu haben, einen der besten Vorträge, die ich je über Sucht gehört habe, hier in einer Kurzform (49 min) zum freien Download anbieten zu können. Gerne weise ich auch darauf hin, daß es von ihm eine CD mit einem Selbstheilungsprogramm zum Thema Sucht bei Amazon gibt.
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Definition des Begriffes "Drogen"
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Ich definiere für diese Webseite den Begriff "Drogen" so, daß er alle Stoffe einschließt, die ein stoffeigenes Suchtpotential haben. Also auch Kaffee, Alkohol, Zigaretten, Zucker, Schokolade usw. Dabei weiß ich, daß das Wort Droge sehr negativ belegt ist und automatisch mit "Sucht" assoziiert wird, weshalb ich auch gerne das neutrale Wort "psychoaktive Substanzen" benutze: Längst nicht alle Drogen machen süchtig! Und auch Substanzen mit hohem Suchtpotential kann man sinnvoll verwenden - z.B. Morphium in der Schmerzmedizin. Der Mensch kann aber auch von nichtstofflichen Dingen süchtig werden: Macht, Geld, Arbeit, Sport, Fernsehen, Sex, Einkaufen etc. Diese können genau den gleichen "Kick" erzeugen. Daran wird deutlich, daß neben dem stoffeigenen Suchtpotential einer Substanz auch die psychische Struktur des Konsumenten eine Rolle spielt: Nicht die Droge ist das Hauptproblem - sondern der Mensch. Oder, mit anderen Worten:
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"Sucht kommt nicht von Drogen, sondern von betäubten Träumen, verdrängten Sehnsüchten, verschluckten Tränen und erfrorenen Gefühlen!"
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(zitiert durch Wirth, 2001)
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Doch auch das ist nur ein Teil der Wahrheit: Wenn man bedenkt, daß es in keiner Gesellschaft der Welt so viele Süchtige gibt, wie in den hochentwickelten Industrieländern - ja, daß in vielen aus unserer Sicht eher "primitiven" Kulturen Drogen sogar Teil des kulturellen Lebens sind, ohne daß es zu Suchtproblemen kommt - dann wird klar, daß Sucht eindeutig auch ein gesellschaftliches Problem ist, das mit großer Wahrscheinlichkeit mit den kulturellen, sozialen und ökonomischen Strukturen dieser Länder zusammenhängt.
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Problembereiche
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Wer sich mit dem Thema Drogen auseinandersetzt, sollte also mindestens 3 Bereiche voneinander unterscheiden:
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1.
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das soziale Umfeld (Gesetzte, öffentliche Meinung, Konsumkultur, Wirtschaftsstrukturen) Legale und illegale Drogen Rausch und Sucht Der Kampf gegen illegale Drogen Drogenkriminalität
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2.
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die Substanzen (Chemie, Wirkungsrichtungen, Sucht- und Gefahrenpotential) Wirkungsrichtung Suchtpotential Langzeitschäden Funktionsfähigkeit unter Drogen Die 20 gefährlichsten Drogen
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3.
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den Konsumenten (psychische Struktur, Konsumgewohnheiten) Gedankensplitter zu Sucht, Therapie und Alternativen
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Daraus resultieren dann
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Überlegungen für eine rationale Drogenpolitik
Glossar Literatur Webadressen
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Für Konsumenten ergeben sich daraus 2 Gefahrenbereiche, die erst einmal wenig miteinander zu tun haben. Da ist einmal die Suchtgefahr, die sich aus dem Zusammenspiel der psychischen Struktur des Konsumenten mit dem stoffeigenen Suchtpotential ergibt. Und da ist zum zweiten die Kriminalisierung. Diese resultiert aus der Macht des Staates, Drogen in legale und illegale einzuteilen. Die Anzahl der nach dem Betäubungsmittelgesetz (BtmG) Kriminalisierten dürfte einen beträchtlichen Teil der erwachsenen Bevölkerung ausmachen, da es illegale Drogen inzwischen auf fast jedem Dorf gibt. Die Zahl der danach Süchtigen ist im Verhältnis relativ klein, wogegen die Anzahl der von den legalen Drogen Nikotin und Alkohol Abhängigen in die Millionen geht.
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Legale und illegale Drogen
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Die Einteilung von Drogen in legale und illegale ist eine politisch-juristische - und keine chemische, medizinische oder psychologische. Diese Einteilung ist schlichtweg dadurch zustande gekommen, daß Alkohol und Nikotin als erste da waren und inzwischen zu Volksdrogen geworden sind, die man nicht mehr einfach verbieten kann. Die Einteilung ist also ein Produkt der geschichtlichen Entwicklung und entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage. Statt dessen benutzt sie Mythen und Traditionen zur Legitimierung. Bier ist danach ein "Stück deutscher Nationalkultur" und in Bayern sogar "Grundnahrungsmittel". In anderen Ländern ist aus ähnlichen Gründen Alkohol verboten und andere Stoffe statt dessen erlaubt. Am Primat von Nikotin und Alkohol haben auch sich rational gebende politische Parteien bisher nicht gerüttelt, sondern geben statt dessen Unsummen von Steuergeldern für den "war on drugs" aus. Nach Schmidtbauer et al stehen die Drogen Nikotin : Alkohol : illegale Drogen in Bezug auf den volkswirtschaftlichen Schaden, den sie anrichten, in einem Verhältnis von ca. 100 : 10 : 1. Der Kampf gegen die illegalen Drogen ist nach der gleichen Quelle ein absolutes Verlustgeschäft: Die Ausgaben entsprechen nicht annähernd dem Nutzen.
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Rausch und Sucht
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Es ist offenbar noch immer nicht im gesellschaftlichen und politischen Bewußtsein angekommen, daß Sucht und Rausch nicht identisch sind. So manche Suchtdroge ist keine Rauschdroge (z.B. Nikotin, aber auch Zucker und viele Medikamente), so manche Rauschdroge macht nicht süchtig (z.B. Zauberpilze, LSD, etc.). Andere Substanzen haben sowohl ein Rausch- als auch ein Suchtpotential (z.B. Kokain, Alkohol, Heroin). Daraus ergibt sich die Frage, wogegen sich der "war on drugs" eigentlich richtet? Gegen die Sucht? Gegen den Rausch? Gegen beides oder vielleicht gegen keins von beidem? Und hat Deutschland überhaupt ein Drogenproblem? Was wäre, wenn es gar kein Drogenproblem gäbe, sondern vor allem ein Jugendschutzproblem? Immerhin geht es ja in allen Diskussionen darum immer wieder um junge Menschen, die "geschützt" werden sollen. Und das dieses Jugendschutzproblem vor allem aus Profitinteressen entsteht, nämlich dadurch, daß Händler (egal ob Konzerne oder Drogendealer) versuchen, frühzeitig junge Menschen als Dauerkunden an sich zu binden (und also gar nicht soviel mit den Drogen zu tun hat)?
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"war on drugs" - der Kampf gegen die illegalen Drogen
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Es ist wenig erstaunlich, daß es in den Staaten des ehemaligen Ostblocks kaum Probleme mit illegalen Drogen gab - es gab einfach zu wenige Nutznießer. In plutokratischen Gesellschaften wie der unseren, wo sich alles um Macht und Geld dreht, ist das Verbot bestimmter Drogen in gewisser Weise sogar sinnvoll, da viele Menschen davon profitieren. Deshalb die Frage vorweg: Wem nutzt es?
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den Händlern (der Drogenhandel ist für Vertreter des Prekariats immer noch eine Möglichkeit, kurzzeitig auch mal zu den oberen Zehntausend zu gehören)
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den Herstellern von Alkohol und Nikotin (die Verbote halten die Konkurrenz vom Hals)
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der Pharmaindustrie (die meisten psychoaktiven Substanzen sind schon seit Anfang des letzten Jahrhunderts bekannt und viele (z.B. Kokain, verschiedene Opiate, LSD, Ecstasy) sind von den Pharmakonzernen selbst als Medikamente entwickelt worden. Das heißt, es besteht heute kein Patentschutz mehr und somit auch nicht die Möglichkeit, damit Geld zu verdienen. Logisch, daß die Pharmaindustrie heftigst gegen die schädlichen Auswirkungen illegaler Drogen wettert, um ihre aktuellen Psychopharmaka (Valium, Prozac, Ritalin, Viagra etc.) besser unters Volk bringen zu können. Wenn deren Patentschutz abgelaufen sein wird, werden mit Sicherheit die gleichen Firmen die Schädlichkeit dieser Substanzen feststellen und für ein Verbot plädieren, damit sie ihre neuen Produkte mit Höchstgewinnen vermarkten können. Etwas einfacher ausgedrückt: Die Psychopharmaka von heute sind die illegalen Drogen von morgen!
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der Justiz (der "war on drugs" erhält und schafft Arbeitsplätze, weil direkte und indirekte Drogendelikte einen großen Teil krimineller Handlungen ausmachen)
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den Medien (eine kleine Drogensensation ist immer gut im Kampf um die höchsten Absatzzahlen und Einschaltquoten)
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der Geldindustrie (wenn es stimmt, daß der Handel mit illegalen Drogen 8 % des Umsatzes des Welthandels ausmacht und dieses Geld gewaschen werden muß, dürfte auch das Bankwesen ein Interesse daran haben, daß das Geschäft weiterläuft)
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Daraus ergibt sich, daß die Drogenpolitik genau die Kriminellen produziert, die sie hinterher wieder einfängt und stolz der übrigen Bevölkerung präsentiert. Und so wie der Irakkrieg die Ölpreise zur Freude der Börse explodieren ließ, läßt der "war on drugs" die Drogenpreise explodieren. Daß heißt, dieser Krieg erreicht letztendlich das Gegenteil von dem, was zu erreichen er vorgibt.
Außerdem gibt es noch einige Institutionen, die ganz allgemein Nutzen von der Sucht als sozialem Problem haben:
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die Politik (Süchtige sind keine Weltverbesserer)
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das Gesundheitswesen (mit Suchttherapie läßt sich Geld verdienen)
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die Kirchen: "Laß die Droge - komm zu Jesus!" (Da viele Süchtige sich auf der mythischen Bewußtseinsebene befinden, kann dieser Ansatz sogar hilfreich sein.)
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Und wer sind die Verlierer des "war on drugs"???
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der Endverbraucher (er erhält unsaubere, verschnittene Substanzen zu überhöhten Preisen, riskiert damit seine Gesundheit und steht immer mit einem Bein im Gefängnis)
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die Wissenschaft (in Deutschland gibt es seit Ende der 60ger Jahre fast überhaupt keine Forschung mehr zu den klassischen Drogen)
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die Therapie (inzwischen werden psychoaktive Substanzen fast überhaupt nicht mehr als Medikamente verwendet. Die einzige Ausnahme bilden kurioserweise die Opiate, die trotz ihres hohen Suchtpotentials Anwendung in der Schmerztherapie finden. An diesem Beispiel wird deutlich, daß es eigentlich nicht um die Substanzen als solche gehen müßte, sondern um ihren sinnvollen Gebrauch oder Mißbrauch.)
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Fazit: Drogenmißbrauch und Drogenkriminalität als Massenphänomen gehören zum Kapitalismus wie Umweltzerstörung und Arbeitslosigkeit.
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Unsere Politiker jammern ja gerne über die Wahlmüdigkeit des deutschen Volkes. Der Gründe gibt es viele. Einer davon ist sicher die Per-Se-Kriminalisierung mehrerer Millionen Nutzer illegaler Drogen: Wer wählt schon gerne eine Partei, die ihn im Falle eines Wahlsieges ins Gefängnis steckt? In diesem Zusammenhang wirft es ein bezeichnendes Licht auf unsere Demokratie, wenn man bedenkt, daß im Jahre 2000 der Parlamentsvorsitzende nach dem Bekanntwerden der Kokainspuren auf den Toiletten des Deutschen Bundestages keine Überprüfung des Parlaments angeordnet hat, sondern statt dessen die aufdeckenden Journalisten des Hauses verwies. (Vorsicht, Satire:) Vielleicht sollten die Drogenbefürworter ja besser für die Entkriminalisierung von Kokain, als von Haschisch kämpfen.
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Drogenkriminalität
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Zuerst sollte man deutlich die verschiedenen Arten der Kriminalität unterscheiden:
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1.
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Besitz von illegalen Drogen
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2.
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Handel (Umgehung staatlicher Wirtschafts-, Steuer- und Zollbedingungen)
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3.
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Beschaffungskriminalität (Diebstahl, Raub etc.)
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4.
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kriminelle Akte unter Drogeneinfluß (Körperverletzung, Verkehrsunfälle etc)
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Es ist ziemlich einmalig im deutschen Rechtswesen: da werden Millionen Menschen wegen selbstschädigendem Verhalten kriminalisiert. Das ist ungefähr so, als wollte man Suizid verbieten. Dabei sind doch Gesetze eigentlich dazu gedacht, das soziale Zusammenleben zu regeln, uns also vor den Schädigungen durch andere zu bewahren. Doch ausgerechnet die Droge, die aufgrund der ihr innewohnenden Eigenschaften nur zu oft zur Schädigung anderer führt - Alkohol (Gewaltdelikte, Verkehrsunfälle usw.) - ist von dem Verbot ausgenommen. Man kann den obigen Punkt gar nicht genug betonen, denn es ist die grundlegende Frage - viel grundlegender, als die Frage nach dem Gesundheitsrisiko - weil es hier um die Grundfesten der bürgerlichen Gesellschaft geht:
• Habe ich ein Recht auf meinen eigenen Körper / Bewußtsein - oder gehört beides dem Staat?
• Bin ich Leibeigener oder freier Bürger?
• Sind die sozialen Risiken, die durch die Freiheit des Individuums entstehen, tragbar oder nicht Der deutsche Bürger hat zwar laut Verfassung ein Recht auf Rausch, weshalb ihm der Gesetzgeber den Konsum auch illegaler Drogen grundsätzlich nicht verbietet. Er stellt in Punkt 1 ja nur den Besitz unter Strafe. Doch weil der Besitz natürlich die Voraussetzung für den Konsum ist, kommt es unter dem Strich auf ein generelles Verbot raus. Die Konsequenzen dieser Kriminalisierung haben die Konsumenten zu tragen: Verfolgung und Inhaftierung mit daraus folgenden psychischen Störungen (Paranoia, Depression, Gefühlskälte), Arbeitsplatzverlust, Zerstörung sozialer Beziehungen, etc. Ein Teil der Inhaftierten ist nicht einmal süchtig, sondern hat vielleicht nur ein paar Hanfpflanzen für den Eigenbedarf angebaut... Hier wird deutlich, daß ein großer Teil der Drogenkriminalität die Folge einer irrationalen Gesetzgebung ist:
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"Wenn Menschen wie Verbrecher behandelt werden, dann werden sie sich wie Verbrecher verhalten!"
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(Mike Goodman, Release London)
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Die Verantwortung dafür wird mit Hilfe der Medien jedoch konsequent den Konsumenten zugeschoben. Die Niederlande beweisen, daß es durch die Duldung weicher Drogen in diesem Bereich kaum Kriminalität gibt und sich der Konsum im europäischen Maßstab trotzdem nur im Mittelfeld bewegt - also deutlich UNTER dem der BRD liegt Jahresbericht der EBDD 2007)! Das Heroinprojekt in 7 Großstädten der BRD zeigt, daß auch hier die Beschaffungskriminalität kaum noch eine Rolle spielt. Da fragt man sich, warum solche Erfahrungen nicht sofort flächendeckend in Europa umgesetzt werden. Statt dessen rufen die Forderungen denkender Menschen nach einer Überprüfung der Gesetze bei Politik und Justiz lediglich reflexartige Abwehrhaltungen hervor: Sollen die Drogenkonsumenten doch lieber rauchen und trinken und davon Lungenkrebs und Korsakow bekommen, das ist wenigstens erlaubt. Eine völlig andere Sache sind die Punkte 2, 3 und 4. Hier wird jeweils in die Rechte anderer eingegriffen, was natürlich auch aus rationaler Sicht juristische Grenzen erfordert. Allerdings provoziert auch hier der Staat den Rechtsbruch, da er durch irrationale Gesetze den illegalen Handel geradezu herausfordert - was wiederum zu hohen Preisen führt und damit die Beschaffungskriminalität begünstigt. Der staatlich kontrollierte Umgang damit - in dem Sinne, wie Apotheken Medikamente abgeben - würde das Problem weitgehend lösen. Mal ganz davon abgesehen, daß der Punkt 4 (kriminelle Akte unter Drogeneinfluß) in erster Linie die legale Droge Alkohol betrifft. Zusammenfassend bringt es folgendes Zitat ganz gut auf den Punkt:
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"Das amerikanische Beispiel zeigt, daß die Profite im Drogenhandel so unermeßlich sind und die Nachfrage derart groß, daß ein Verbot das Problem nur noch verschärft. Es hält den Preis für Drogen künstlich hoch, so daß Konsumenten kriminell werden MÜSSEN, um sie bezahlen zu können. Drogen zu legalisieren ist ein schmerzliches Eingeständnis, dennoch bleibt es die einzig mögliche Strategie, die Kriminalitätsrate tief zu halten, auch wenn dies die Mehrheit der Parlamentarier weder in England noch in Kalifornien (noch in Deutschland - der Webmaster) zugibt."
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(Sunday Times vom 01. 09. 1994)
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Dimensionen von Drogen
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Meines Erachtens sollten Drogen multidimensional betrachtet werden, um eine rationale Einschätzung ihrer Gefährlichkeit auf der Grundlage gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse zu ermöglichen. Dafür bieten sich folgende Dimensionen als Minimum an (Erweiterungen sind jederzeit möglich):
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a)
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die Wirkungsrichtung: Welcher Art sind die psychischen Veränderungen, die die Droge hervorruft? Über den Link kommen Sie zu einer sehr umfangreichen Abbildung, die die verschiedenen Wirkungsrichtungen verschiedener Substanzen deutlich macht. Dabei gibt es zwei Hauptdimensionen: Die der körperlichen Aktivität (arousal) und die der Wahrnehmung (perception). Im normalen Wachzustand ohne jede chemische Modulation befinden wir uns in der Mitte des Kreuzes. Grundsätzlich sind auch noch andere Einteilungen möglich, z.B. nach der chemischen Zusammensetzung der Substanzen, doch scheint mir obige Ordnung, die sich am Erregungsniveau und am Maße des Zugangs zu außergewöhnlichen Bewußtseinszuständen orientiert, am praktischsten anwendbar zu sein. Sie sagt etwas zur Funktion der Substanzen (z.B. Leistungssteigerung, Kontaktfähigkeit, Transzendenz, Entspannung, psychischer Rückzug) und läßt damit bedingt auch Rückschlüsse auf die Bedürfnisse von Süchtigen zu. (Cannabis hat sowohl psychedelische als auch erregungssenkende Eigenschaften, doch gibt es dafür bisher keinen geeigneten Oberbegriff. Nicht deutlich zuordnen lassen sich auch andere Drogen wie Ketamin, Lachgas und GHB.)
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b)
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das Suchtpotential: Wie stark ist die Eigendynamik der Droge und damit die Wahrscheinlichkeit, von ihr abhängig zu werden? Das Suchtpotential scheint nicht nur von der chemischen Zusammensetzung der Droge abzuhängen, sondern auch von ihrer Konzentration (z.B. Bier, Wein, Schnaps) und von ihrer Einnahmeform (essen, rauchen, sniefen, spritzen). Viele Süchtige bevorzugen das schnelle Anfluten ("Kick") verwenden also ihre Droge in möglichst hochkonzentrierter Form und konsumieren sie auf eine Weise, daß sie schnell in´s Blut gelangt. Ein weiterer Aspekt, der Einfluß auf das Suchtpotential zu haben scheint, ist das von der Droge angesprochene Neurotransmittersystem. So wirken alle Substanzen, die in der obigen Abbildung auf dem senkrechten Strahl stehen (von Heroin über Alkohol bis zu Crystal), auf die Dopamin-Rezeptoren (Belohnungssystem) - und haben durchweg ein hohes Suchtpotential. Empathogene und Psychedelika wirken dagegen vorrangig auf das Serotonin-System - und machen wesentlich weniger süchtig. Cannabis wirkt auf spezielle Cannabinoid-Rezeptoren. Nachfolgend ein paar Zahlen einer Metastudie von Hall und Degenhardt, die 2009 u.a. das Suchtpotential verschiedener Drogen dahingehend untersucht hatten, WIEVIELE Erstkonsumenten irgendwann von ihr abhängig werden:
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Nikotin: Heroin: Kokain: Alkohol: Amphetamine: THC (Cannabis):
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32% 23% 17% 15% 11% 9%
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Das bestätigt weitgehend eine Studie von O´Brien, Woody et al (1993 in "Addiction"), die das Suchtpotential verschiedener Substanzen untersucht hatten und daraus ein Ranking ableiteten:
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Platz 1: Platz 2: Platz 3: Platz 4: und nach vielen anderen Substanzen als allerletztes:
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Nikotin Kokain Heroin Alkohol THC
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Wer hätte das gedacht, daß Nikotin noch vor Heroin und Kokain rangiert??? Jetzt wird verständlich, warum Menschen im 2. Weltkrieg für ein paar Zigaretten sich entwürdigen und mißhandeln ließen. Und warum die meisten Suchtkliniken die Abhängigkeit ihrer Klienten von Alkohol, Medikamenten und illegale Drogen behandeln - und sie in den Pausen auf den Raucherplatz gehen lassen - also die Nikotinsucht einfach ignorieren. (Ich selbst habe trotz intensivster Bemühungen 15 Jahre gebraucht, um vom Rauchen wieder wegzukommen.)
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c)
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die Langzeitschäden: Welche Gefahr droht bei längerer Einnahme für Körper und Psyche? Eigentlich müßte diese Kategorie in seelische und körperliche Schäden getrennt sein, doch habe ich der Einfachheit halber eine generelle Gefahrenbewertung vorgezogen:
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Je nachdem, an welcher Stelle man den Cut-Off-Wert setzt, müßten alle Drogen die darüber liegen verboten und alle die darunter liegen erlaubt bzw. eingeschränkt erlaubt werden. Die Wahrscheinlichkeit, daß unsere Volksdrogen Nikotin und Alkohol zu den genehmigten gehören würden, ist auf der Grundlage dieser Tabellen eher unwahrscheinlich.
(Die Daten für Suchtpotential und Langzeitschäden stellen relative Daten im Verhältnis zueinander dar. Wasser wurde als 0-Punkt genommen, die jeweils extremste Droge als 100 %. Auf dieser Basis wurden mehrere Expertenratings mit Patienten durchgeführt, die praktische Erfahrungen im Konsum der verschiedensten Drogen hatten. Seltene Drogen wurden aufgrund mangelnder statistischer Aussagekraft nicht berücksichtigt.)
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d)
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äußere Funktionsfähigkeit: Wie funktionsfähig in Bezug auf seine Umwelt ist ein Konsument während der Wirkungszeit der Droge? Diese Dimension ist besonders wichtig in Bezug auf die Arbeitsfähigkeit und die Verkehrstauglichkeit, da es unter aktuellem Drogeneinfluß auch immer wieder zur Gefährdung unbeteiligter Menschen kommt. Für die Lösung dieser Frage scheint das wichtigste Kriterium die Wirkungsrichtung zu sein: Je stärker die halluzinogenen oder beruhigenden Anteile einer Droge sind, desto weniger scheint ein Konsument fähig zu sein, den Anforderungen der Umwelt zu genügen. Upper werden von vielen Menschen zur Leistungssteigerung genutzt, da sie überwach machen und sind von daher eigentlich systemkonform. Bestes Beispiel sind ihre legalen Vertreter Nikotin und Coffein. Hier kann es höchstens durch Selbstüberschätzung zu konkreten Gefahrenmomenten kommen. Der gefährlichste Moment ist bei diesen Drogen, wenn die Wirkung nachläßt, da es dann sehr schnell zu einem Nachlassen der Funktionsfähigkeit unter(!) das Normalniveau kommt (hangover). Auch Empathogene scheinen die Funktionsfähigkeit kaum zu verringern. Cannabis schränkt die Funktionsfähigkeit schon etwas mehr ein und am problematischsten ist diese Wirkung bei den Downern und den starken Halluzinogenen. Für die Sicherheit der Umwelt heißt das, daß diese Substanzen nur in einem geschützten Setting genommen werden dürften, einschließlich Fahr- und Arbeitsverbot.
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Für das Rating wurde ein mittelstarker Rausch bei längerer Erfahrung mit der Substanz angenommen. Die gleichen Patienten gaben ihre Meinung ab. Da dieses Rating allerdings vorrangig auf der subjektiven Wahrnehmung beruht und einige Substanzen doch so exotisch sind, daß keine längere Erfahrung mit ihnen bestand, wäre hier eine wissenschaftliche Untersuchung unter kontrollierten Bedingungen besonders angeraten. Die Grafik kann also lediglich Tendenzen aufzeigen.
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Wie ich bei der Recherche für diese Seite feststellte, ist laut Spiegel Online eine Forschungsgruppe unter Prof. D. Nutt im Auftrage der britischen Regierung 2007 zu ähnlichen Ergebnissen gekommen. Dort wurde das Rating allerdings an Polizeibeamten, Juristen, und Psychiatern vorgenommen und außerdem medizinische, psychologische und soziologische Erkenntnisse mit einbezogen. Aus den 3 Parametern Suchtpotential, körperliche und psychische Schäden und soziale Folgen wurde ein Index für die 20 gefährlichsten Drogen errechnet (nach BBC exclusiv, "Sucht" steht für das körperliche Abhängigkeitspotential):
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Die Ergebnisse im Jahresbericht 2007 der EBDD zeigen tendenziell in eine ähnliche Richtung. Hier wurden allerdings nur die wichtigsten Drogen THC, Opiate, Kokain und Amphetamine erhoben, die Volksdrogen Alkohol und Nikotin wurden in den Vergleich nicht mit einbezogen. Die tendenziell ähnliche Richtung ergibt sich indirekt aus dem Verhältnis Konsum : Therapiebedarf
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Die Reaktion der britischen Regierung auf die von ihr selbst in Auftrag gegebene neueste Metastudie macht allerdings wenig Hoffnung: Obwohl keine nennenswerten Schäden durch Ecstasy nachgewiesen werden konnten, bleibt die Politik dabei, es in der juristischen Behandlung weiterhin Heroin gleichzusetzen. Ende Oktober 2009 ist der Pharmakologe Prof. David Nutt von seiner Funktion als Vorsitzender des Drogensachverständigenrates der Regierung entbunden worden. Der britische Innenminister sah es als nicht mehr tragbar an, daß Nutt die in seiner Studie erarbeitete Erkenntnis auch öffentlich vertrat, daß Alkohol und Nikotin schädlicher als Cannabis und LSD seien. Der Vorfall löste einige Empörung in der britischen Öffentlichkeit aus und führte dazu, daß andere Mitglieder des Sachverständigenrates aus Solidarität ihr Amt niederlegten. Von der britischen Presse wurde kommentiert, daß es Nutts Fehler gewesen sei zu glauben, Drogenpolitik habe etwas mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu tun. Auch die Vertreter der deutschen Politik haben in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, daß ihnen Ideologie, Populismus und wirtschaftliche Interessen wichtiger sind, als wissenschaftliche Erkenntnisse - grundsätzlich hat die Studie von Nutt et al 2007 ja nur mit Zahlen belegt, was seit den 80er Jahren in Fachkreisen sowieso bekannt ist.
Um deutlich zu machen, wie die Gefahrenpotentiale sich in der Realität auswirken, kommen hier noch ausgewählte Zahlen zu den Todesfällen aus dem Jahresbericht 2006 der DHS:
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Todesfälle BRD gesamt 2006: davon:
Todesfälle durch Rauchen: Todesfälle durch Alkohol (incl. Unfälle): Todesfälle durch andere Drogen:
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820 000
140 000 73 000 1296
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100%
17% 8,9% 0,15%
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Bitte bedenken Sie, daß der letzte Punkt ALLE illegalen Drogen subsummiert. Allerdings ist gut die Hälfte davon durch Heroinkonsum verursacht. Aus diesen Zahlen ergibt sich eindeutig, daß das Problem der legalen Drogen daß der illegalen um ein Vielfaches übersteigt! Weil sich an dieser Stelle Fehlinterpretationen geradezu aufdrängen: Auch wenn das Gefahrenpotential von verschiedenen der oben erwähnten Substanzen offensichtlich geringer als Alkohol oder Nikotin ist, ist dies KEINE Ermunterung, diese Substanzen zu konsumieren, da die meisten nach Betäubungsmittelgesetz (BtmG) verboten sind! Allerdings wäre ich froh, wenn diese Seite ein weiterer Anstoß dafür wäre, das Gefahrenpotential genauer zu erforschen und irgendwann einmal das BtmG den Forschungsergebnissen anzupassen. Dies würde sicher zu einer Entflechtung des Marktes für harte und weiche Drogen führen, was ich aus meiner Praxis als Suchttherapeut nur begrüßen könnte. Derzeit werden harte und weiche Drogen von den gleichen Händlern verkauft und sind aufgrund ihrer Illegalisierung auch ähnlich teuer. Von Patienten höre ich immer wieder, daß das ein wichtiger Auslöser war, um statt der gewohnten weichen Droge auch mal was härteres auszuprobieren, was dann wiederum in die Sucht führte.
An diesem langen Absatz über die Gefahrenpotentiale psychoaktiver Substanzen wird deutlich, daß ich mich zum Substantismus bekenne: Drogen sind unterschiedlich! Alle, die das Gegenteil behaupten, beweisen m.E. mangelnde Differenzierungsfähigkeit. Das gilt insbesondere für die beiden großen Gruppen der generellen Befürworter und der generellen Gegner. Die einen behaupten, alle Drogen seien gleich harmlos (es läge nur an den Konsummustern), und die anderen behaupten, alle Drogen seien gleich gefährlich. Beide Gruppen machen sich nicht die Mühe, genau hinzuschauen und differenzierte Urteile zu fällen.
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Gedankensplitter
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Der Hauptgrund für Sucht ist meines Erachtens, wenn existentielle seelische Bedürfnisse nicht befriedigt werden können. In unserer reichen Gesellschaft können fast alle Bedürfnisse befriedigt werden - lediglich das Bedürfnis nach echter zwischenmenschlicher Beziehung wird durch die systemimmanente Entfremdung des Menschen immer größer. Außerdem befindet sich unsere Gesellschaft in einer Sinnkrise. Der Versuch, diese Bedürfnisse mit einem Ersatzstoff - dem Suchtmittel - zu kompensieren, führt nicht zur dauerhaften Sättigung, da es ja nicht das Original, sondern nur ein Ersatz ist. Also muß das Suchtmittel immer häufiger genommen werden, um wenigstens eine vorübergehende Sättigung zu erreichen, wodurch süchtiges Verhalten zur Gewohnheit wird. Dies ist der individuell-psychische Aspekt der Sucht. Von der Wirtschaft wird dieser individuelle Hunger ausgenutzt, indem sie immer neue Produkte auf den Markt wirft mit dem Versprechen, damit endlich den Mangel zu stillen. Da es aber alles Ersatzstoffe sind, wird der Hunger nie gestillt, was die Wirtschaft ja auch nicht vorhat, weil sonst ihr Wachstum zu Ende wäre. Dauerhaft hungrige Menschen sind einfach die besten Konsumenten, wodurch sich die Spirale immer weiter nach oben windet. Dies ist der gesellschaftliche Aspekt der Sucht. Als dritter Aspekt kommt die Eigendynamik des Suchtmittels hinzu, wobei diese keine objektive Größe ist, sondern aus der Interaktion mit dem Süchtigen entsteht. Dies wird besonders bei nichtstofflichen Süchten deutlich. So können viele Menschen nicht verstehen, was andere täglich dazu treibt, alles Geld in einen Spielautomaten zu stecken. Ähnliches gilt für stoffgebundene Süchte. Auch hier sind die individuellen Unterschiede, inwieweit ein Mensch sich von einer Droge angezogen fühlt und ihr vielleicht sogar verfällt, immens (vgl. Schmidtbauer et al). Aus den obigen Überlegungen ergibt sich, daß es eigentlich erst in zweiter Linie um die Drogen gehen müßte. Das Hauptproblem scheint zu sein - um mit Walther H. Lechler zu sprechen - daß wir eine süchtige Gesellschaft sind. Die sogenannten Suchtkranken sind lediglich die Indexpatienten dieser Gesellschaft, die nicht fähig ist, die grundlegenden Bedürfnisse ihrer Mitglieder zu befriedigen, bzw. die aus ihrer Sucht sogar Profit zieht. Aufgabe von Therapie muß es demnach vor allem sein, daß suchtkranke Menschen lernen, sich ihrer existentiellen Bedürfnisse bewußt zu werden und sie auf bessere Art als durch die Sucht nach Drogen zu befriedigen. In der Weiterführung wäre es die Aufgabe von genesenden Süchtigen, die Gesellschaft so zu verändern, daß Sucht als soziales Massenphänomen insgesamt überflüssig wird.
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Die meisten Substanzen, die heute als Drogen bezeichnet werden, entstammen ursprünglich spirituellen Kontexten. Nikotin nutzten die Indianer für ihre Rituale. Alkohol wurde im Dionysos-Kult im alten Griechenland verwendet und spielt im christlichen Abendmahl noch heute eine Rolle. Das Gleiche läßt sich für alle anderen Drogen finden. Sinn der spirituellen Drogenverwendung war eine gerichtete Veränderung des Bewußtseins zu seltenen Anlässen unter Berücksichtigung ganz bestimmter ritueller Regeln in einem sozialen Umfeld zum Zwecke der individuellen und kollektiven Sinnfindung. Die Wirkung der Droge war kein Selbstzweck. Die hedonistisch Drogenverwendung in unserer heutigen Gesellschaft ist das genaue Gegenteil: Ein oftmals täglicher, regelloser Konsum zur individuellen Belustigung. Die Suche nach dem Sinn des Lebens spielt für die meisten Konsumenten keine Rolle mehr.
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Die wichtigste Wirkung der meisten Partydrogen ist die Intensivitätssteigerung. Daran ist eigentlich nichts negatives - wer möchte nicht schöne Situationen so intensiv wie möglich erleben? Das Problem für viele Hedonisten besteht darin, daß sie nicht erkennen, daß man auch Genuß erlernen muß, und daß er mindestens zwei Grundkomponenten hat:
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a)
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den Wechsel: Genuß ohne Pause wird langweilig - es wäre der größte Horror, wenn es jeden Tag morgens, mittags und abends nur meinen Lieblingspudding geben würde. Deshalb führt die Jagd nach dem Dauerkick immer irgendwann zur Übersättigung. Der Trick besteht darin, das Leben als ein Pendel zu betrachten, das zwischen Höhen und Tiefen hin- und herschwingt. Das heißt, das normale Leben zu benutzen, um Schwung zu holen, um den nächsten Höhepunkt wieder intensiv erleben zu können.
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die Aufmerksamkeit: Wir verpassen ganz viel Intensität, weil wir unsere Aufmerksamkeit auf den Auslöser (also nach außen) anstatt auf die eigenen Gefühle (also nach innen) zu richten. Natürlich soll man den Menschen, den man liebt, auch mal anschauen - aber das Tolle sind doch die Gefühle, die er IN uns auslöst. Und wer ist schon beim Essen eines Stückes Schokolade wirklich mit seiner ganzen Aufmerksamkeit bei seiner Zunge???
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Wer das begriffen und verinnerlicht hat, hat Drogen zur Intensivitätssteigerung schon fast nicht mehr nötig.
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Die meisten Suchttherapeuten sehen die Nutzung psychoaktiver Substanzen fast ausschließlich aus dem Negativ-Blickwinkel: Drogen dienen dazu, Probleme zu vermeiden und Defizite zu kompensieren. Diese Aussage stimmt ganz bestimmt für die Sucht. Doch gibt es auch eine Positiv-Sicht, nämlich das Erfahrungen möglich sind, die ohne Drogen nicht möglich wären. Oftmals sind es genau solche Erlebnisse, die am Anfang einer Suchtkarriere stehen. Die meisten Menschen verfallen dann dem fatalen Irrtum, daß diese tolle Erfahrung sich IN der Droge befindet. Das ist natürlich völliger Unsinn: In Ecstasy ist keine Liebe, im Heroin ist keine Geborgenheit und in LSD ist kein Gott. Alle diese Substanzen sind lediglich Schlüssel für innere Bewußtseinszustände, zeigen also das eigene psychische Potential. Und meistens tun sie das nur beim ersten Mal, so daß jeder neue Konsum nur ein Hinterherhecheln hinter der ersten Erfahrung ist, was zur Erhöhung von Häufigkeit und Menge des Konsums führt. Damit beginnt die Sucht. Nach A. Weil hat der Mensch aber ein natürliches Bedürfnis nach außergewöhnlichen Bewußtseinszuständen. Selbst von Tieren ist bekannt, daß sie gezielt Rauscherfahrungen suchen, indem sie z.B. vergorenes Obst essen. Das Kunststück ist es, die Türen zu anderen Bewußtseinsräumen auch ohne Drogen zu öffnen. Doch das dauert seine Zeit und erfordert Arbeit, z.B. durch Training von Sensibilität und Aufmerksamkeit - dazu haben viele Süchtige leider weder Lust noch Geduld. Daraus ergibt sich für die Suchttherapie, daß sie nicht nur die Aufgabe hat, Menschen zu helfen ihre Probleme auf konstruktive Weise zu lösen, sondern auch ihnen beizubringen, wie sie bestimmte außergewöhnliche Bewußtseinszustände ohne Drogen erreichen können. Für mich gehören dazu z.B. die Arbeit mit Atem, Trancetechniken, Meditation und Musik. Am intensivsten wirkt m.E. immer noch, sich auf Nähe einzulassen - "Beziehung statt Stoff" - doch das ist die einfache Sache, die so schwer zu machen ist.
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Wenn ich mir vorstelle, Außerirdische würden unsere Erde beobachten, um festzustellen, inwieweit die Menschheit schon zivilisiert ist: Sie fänden es sicher erschütternd, daß die Gewalt- und Verblödungsdroge Alkohol erlaubt und die Liebesdroge Ecstasy verboten ist. (Wem das Urteil über Alkohol zu hart vorkommt, den kann ich nur einladen, sich einmal Langzeitalkoholiker mit Korsakow-Syndrom anzuschauen, oder in den Kriminalstatistiken zu studieren, wieviel Prozent aller Körperverletzungen unter Alkohol begangen werden. Doch habe ich noch nie von randalierenden Kiffern oder Ecstasy-Konsumenten gehört!)
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Vor einiger Zeit stellte Prof. Thomas Metzinger in der Zeitschrift Gehirn & Geist (1-2/2006) öffentlich die Frage, warum die halluzinogenen Tryptamine (LSD, Psilocybin etc.) verboten sind, obwohl sie weder süchtig machen, noch körperliche Schäden hervorrufen. Meine Antwort (nach dem Muster "Wem nützt es?") ist: Weil sie die beiden großen Weltanschauungen unserer Zeit - Materialismus und Christentum - ad absurdum führen. Gott ist nicht tot - tut mir leid, liebe Wissenschaftler, um eure Mühe, das Gegenteil zu beweisen. Aber die Geschichte von Gott als großem Bestimmer und Schlüssellochgucker samt aller schönen Mythen über Jesus und Maria geht leider auch ziemlich an der Wahrheit vorbei - tschüß Kirchen aller Coleur. Allerdings hat die Erkenntnis der wahren Natur unseres Bewußtseins dermaßen einschneidende Konsequenzen für unser Ego, daß schon manch einer daran verrückt geworden ist. Das ist der eigentliche Grund, weshalb diese Substanzen als Party-Spielzeug für junge Erwachsene ziemlich ungeeignet sind!
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Man kann die Menschheit in Bezug auf Drogen in mindestens drei Gruppen einteilen: Die Abstinenten, die kontrolliert Konsumierenden und die Süchtigen. Problematisch ist eigentlich nur die letzte Gruppe (wogegen die zweite Gruppe sogar als die seelisch gesündeste angesehen wird - vgl. Wirth 2001). Das Verhältnis von kontrolliert Konsumierenden einer Droge zu den nach dieser Droge Süchtigen dürfte neben individuellen Faktoren direkt vom Suchtpotential der Substanz abhängen. So ist es nur logisch, daß Sucht unter den Nutzern von Partydrogen viel weniger verbreitet ist, als beispielsweise unter den Konsumenten von Alkohol, Nikotin oder harten Drogen. Das schlägt sich eindeutig in den Patientenzahlen von Suchtkliniken nieder. Eine Ausnahme macht nur das Rauchen: Obwohl Nikotin ein extrem hohes Suchtpotential hat (nur etwa 10 % aller Raucher gelingt ein kontrollierter Umgang, 90 % dürften nikotinsüchtig sein), wird es nicht als Krankheit behandelt - lediglich die Folgeschäden.
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Wenn man den Gedanken akzeptieren könnte, daß bestimmte Zeitqualitäten und bestimmte Menschengruppen eine Affinität zu bestimmten Drogen haben und daß dies durch Werbung und Gesetze nur eingeschränkt modulierbar ist, müßte man auch die Konsequenz akzeptieren, daß durch den gesellschaftlichen Wandel die traditionellen Volksdrogen irgendwann einmal durch andere abgelöst werden. Feinsinnige Intellektuelle, deren Anteil in einer wissensbasierten Gesellschaft immer größer wird, werden sich von einer Droge, die grölende und torkelnde Schläger produziert, eher abgestoßen fühlen und tendenziell Substanzen bevorzugen, die besser zu ihrer Geisteshaltung passen. Das gleiche gilt für Künstler und andere Subkulturen. Je mehr also die sich wandelnde gesellschaftliche Wirklichkeit des Drogenkonsums in Konflikt gerät mit einer starren konservativen Gesetzgebung, umso mehr werden sich die betroffenen Menschengruppen - z.B. die kiffende Jugend - von ihrem Staat abwenden und entfremden. Das muß auf Dauer zu starken soziale Spannungen führen ...
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Psychologisch betrachtet ist für mich das Suchtproblem vor allem ein Problem der ICH-Stabilität (inneres Alter, Persönlichkeitsreife, Bewußtseinsebene). Deshalb auch die Regel: Je früher der Konsumbeginn, desto verheerender die Folgen, zu denen oftmals eine Stagnation der Persönlichkeitsentwicklung oder gar eine Rückentwicklung der Persönlichkeit gehört. Von der ICH-Stabilität scheint es abzuhängen, ob ein Mensch schwer süchtig wird oder seine Sucht auf eine sozial akzeptierte Weise leben kann oder gar fähig ist, Suchtstoffe gelegentlich als Genußmittel zu verwenden. (Diese These würde ich gerne empirisch überprüft wissen.) Das Problem ist, daß Drogen sehr stark auf die Persönlichkeit wirken, sich die ICH-Stabilität aber nicht ohne weiteres aus dem Intelligenzquotienten oder dem biologischen Alter ableiten läßt. Es steht lediglich fest, daß sie mit zunehmendem biologischem Alter gleichfalls größer wird. Daher ist das biologische Alter immer noch besser als gar kein Kriterium für die Einschränkungen im Gebrauch legaler Genuß- und Rauschmittel. Allerdings sind die Altersgrenzen meines Erachtens derzeit viel zu tief angesetzt und werden natürlich von Medien und Handel permanent unterlaufen. Immerhin ist die biologische Entwicklung des Gehirns erst mit ca. 25 Jahren abgeschlossen. 21 Jahre wäre aus meiner Sicht für alle legalen Drogen das absolut untere Limit, 25 Jahre wären - da sie ja auf das Gehirn wirken - sicher besser. Für bestimmte Substanzen müßte es eine weitere Staffelung nach oben geben, so daß deren Genuß z.B. erst ab dem 30. oder 40. Lebensjahr erlaubt wäre.
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In der Öffentlichkeit wird das Problem der illegalen Drogen gemeinhin mit Jugend gleichgesetzt. Nur ab und an macht der Drogengenuß prominenter älterer Bürger in den Medien Schlagzeilen - z.B. Konstantin Wecker, Michael Friedmann oder Jörg Immendorf. Diese Fälle kommen aber fast ausschließlich durch Indiskretionen ans Tageslicht und nicht durch das Verhalten der Betroffenen. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß aus all den Hippies der 60ger Jahre inzwischen biedere Bürger geworden sind. Daraus läßt sich schließen, daß es offensichtlich so etwas wie einen "sozial angepaßten Gebrauch" in den älteren Generationen gibt, der allerdings wohl erst erlernt werden muß und eine gewisse Reife erfordert.
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Bei Fachleuten steht immer noch das Modell vom Suchtdreieck Individuum - Substanz - Gesellschaft hoch im Kurs. Dagegen gehen viele Befürworter einer allgemeinen Drogenfreigabe - die meist aus Konsumentenkreisen kommen - davon aus, daß Drogen grundsätzlich neutral sind und ihre schädliche Wirkung nur durch "riskante Konsummuster" zustande kommen. Das heißt, sie negieren weitgehend eine Spitze des Dreiecks, nämlich die substanzspezifische Komponente. Demzufolge haben sie meist keine Antwort auf folgende Fragen:
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a)
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Wie kommt es, daß - obwohl nur wenige Menschen Heroin konsumieren, aber viele THC - in den Kliniken viel mehr Heroin-Konsumenten behandelt werden müssen, als Kiffer? Das läßt doch vermuten, daß auch substanzspezifische Eigenschaften eine Rolle spielen - oder nicht?
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Natürlich könnte man jetzt einwenden: "Ja, die Junkies spritzen sich ihre Droge - die Kiffer rauchen ja nur - es liegt also doch am Konsummuster!" Dann folgt daraus eine weitere Frage:
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b)
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Viele Menschen rauchen irgendwann einmal in ihrem Leben - THC oder Nikotin oder eben auch Heroin (ja, auch Heroin wird von den meisten erst einmal als Rauch inhaliert, bevor sie sich den ersten Schuß setzen!) - benutzen also die gleiche Konsumform. Warum bleiben fast alle an Heroin hängen, viele am Nikotin, aber nur wenige am THC?
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Natürlich spielen auch gesellschaftliche und persönliche Komponenten eine Rolle - z.B. wer weshalb überhaupt welche Droge konsumiert - und doch scheint es einen substanzspezifischen Anteil zu geben, wie auch die oben aufgeführten wissenschaftliche Studien nahelegen. So aktivieren unterschiedliche Substanzen z.B. in verschiedenem Maße das Belohnungssystem im Gehirn und erzeugen damit auch in unterschiedlichem Maße den Wunsch, die Erfahrung wiederholen zu wollen - was bei zu häufiger Wiederholung eben Sucht genannt wird. Für mich ergib sich aus der Weigerung, diese Unterschiede anzuerkennen (was, um es mit Wilber auszudrücken, typisch D-6 ist) ein ganz praktisches Problem: die meisten anderen Mitglieder unserer Gesellschaft differenzieren instinktiv Drogen sehr wohl nach ihrem unterschiedlichen Gefahrenpotential. Und während so mancher Politiker über die Freigabe weicher Drogen noch mit sich verhandeln ließe, schrillen bei ihm natürlich die Alarmglocken, wenn er hört, daß bestimmte Aktivisten ALLE Drogen legalisieren wollen. Das heißt, daß die Vertreter der allgemeinen Drogenfreigabe dadurch, daß sie sich weigern, in harte und weiche Drogen zu unterscheiden, eine Gegenreaktion hervorrufen, wodurch sie vermutlich die allgemeine Drogenprohibition sogar noch zementieren.
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Die Befürworter einer allgemeinen Drogenfreigabe führen gerne das Wort vom "selbstbestimmten Konsumenten" im Mund. Das kommt sehr gut in folgendem Satz zum Ausdruck:
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"Wenn Politiker entscheiden können, welche Drogen gut und welche schlecht fürs Volk (also auch für mich) sind, dann kann ich das auch, da ich mir mindestens die gleiche Entscheidungsfähigkeit und Intelligenz zuschreibe wie viele, oder die meisten Politiker. Dann will ich auch meine Entscheidungen selber treffen."
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(Rudi Gaul)
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Das ist grundsätzlich richtig - und doch steckt da ein Denkfehler drin: Menschen - die selbst vielleicht stabil genug sind, um mit psychoaktiven Substanzen verantwortlich umgehen zu können - schließen von sich auf andere und glauben, das selbstverständlich auch alle anderen erwachsenen Menschen dazu fähig wären. Sie können sich nicht vorstellen, daß das eben NICHT zutrifft, daß nämlich längst nicht alle Erwachsenen die gleiche ICH-Stärke besitzen und deshalb eben NICHT verantwortlich mit einer solchen Freiheit umgehen können. Dazu muß man nur in die Gaststätten schauen. Und es ist die Frage, was wichtiger ist: Die Freiheit derer, die zu einem verantwortlichen Konsum in der Lage sind, oder der Schutz derer, die das nicht können. Ich persönlich neige dazu, den Schutz wichtiger zu finden. Letztendlich könnte das Dilemma nur durch eine differenzierte Drogenpolitik halbwegs sinnvoll gelöst werden.
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Ende 2007 ist das gesetzlich zulässige Alter für den Konsum der legalen Drogen Nikotin und Alkohol auf 18 Jahre angehoben worden - definitiv ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn er aufgrund des ihm innewohnenden Paradoxons nicht viel bringen wird: In seinem Individualisierungsdrang fühlt sich der Pubertierende gerade durch Verbote herausgefordert. Grenzen wollen ausgetestet und überschritten werden. Und bei all seiner Rebellion glaubt er viel schlauer zu sein, als die "verknöcherten, spießigen Mumien" (alle Menschen über 30) - ich kann mich gut an meine eigene Pubertät erinnern! Trotzdem ist eine Altersgrenze richtig, da sie die Hürden im Interesse seiner Gesundheit höher legt. Eine wirkliche Alternative gäbe es erst, wenn es in der öffentlichen Meinung einfach nur noch uncool wäre, sich mit Drogen wegzuschießen und wenn die Gesellschaft andere Räume für Heldentaten eröffnen würde. Doch das braucht noch einiges an gesellschaftlicher Entwicklung ...
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Aus den letzten Absätzen ergibt es sich recht logisch, daß das sogenannte "Drogenproblem" in erster Linie ein Jugendschutzproblem ist. Demnach bräuchte Deutschland viel wichtiger als eine "Drogenbeauftragte" eine "Kinder- und Jugendschutzbeauftragte" und funktionierende Kinder- und Jugendschutzgesetze. Doch da das Problem seine Ursachen letztendlich in den derzeitigen sozioökonomischen Bedingungen unserer Gesellschaft hat, wird es wohl so lange existieren, wie sich die sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Strukturen nicht wesentlich ändern. Dazu gehören z.B. Lobbyismus in der Wirtschaft, Habgier als gesellschaftlich vermittelte individuelle Werthaltung, aber auch Sensationslust, Desinformation und Manipulation durch die Medienindustrie sowie Entfremdung, Perspektivlosigkeit und Sinn-Leere des Individuums.
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Als Grund für die Duldung der legalen Drogen Nikotin und Alkohol wird gerne angeführt, daß diese Substanzen in unserer Tradition verankert und sozial eingebunden seien. Wie zynisch muß jemand sein, bei Drogen, die jedes Jahr tausende Tote fordern - mehr als alle illegalen Drogen zusammen - von "sozialer Eingebundenheit" zu sprechen? Das diese Drogen eine Tradition haben und ihre Eindämmung daher auf Widerstand stößt, stimmt allerdings: Selbst intelligente Menschen gehen auf die Barrikaden, wenn man den Genuß ihrer Lieblingsdroge auch nur einschränken will, wie die Proteste gegen das Rauchverbot in Gaststätten zeigen. Doch zeigt das nur, daß selbst bei intelligenten Menschen die Sucht stärker als der Verstand ist.
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Am 03. 07. 2009 hat Detlef B. in Stendal nach einem Streit über das Fernsehprogramm seine Frau erstochen. Dafür erhielt er am 25. 11. 2009 dreieinhalb Jahre Haft - wegen Trunkenheit!!! Der Täter hatte (als die Polizei kam) einen Alkoholpegel von 3,53 Promille, weshalb er in den Augen der Richter schuldunfähig war. Spätestens jetzt fängt man an, an der Zurechnungsfähigkeit der Justiz zu zweifeln. Wäre die Tat unter Kokain passiert, hätten die Richter sicher die Strafen für Mord und Kokainbesitz summiert - d.h., der Täter hätte wohl kaum jemals wieder das Licht der Freiheit erblickt. Einem Händler, der im Sommer 2010 mit 11 kg Marihuana und 5800 Ecstasy-Tabletten erwischt wurde (beides weiche Drogen) drohen z.B. 15 Jahre Haft - obwohl er außer der Steuer niemanden geschädigt hat (nur um mal einen Vergleich zu bekommen.) (Achtung, Satire:) Drum merke: Bei jeder illegalen Handlung sollte man eine Flasche Schnaps dabei haben, damit man sich jederzeit seiner Verantwortung entledigen kann.
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In den jährlichen Berichten sind unsere Drogenschutzbeauftragtinnen immer ganz stolz, wenn sie verkünden können, daß der Konsum dieser oder jener Droge mal wieder (leicht) zurückgegangen ist. Dummerweise müssen sie dann meist auch berichten, daß der Konsum irgendeiner anderen Droge gestiegen ist. Komischerweise stellen sie nie eine Verbindung zwischen diesen beiden Fakten her. Dabei ist es ja ganz logisch, daß sich der Drogenkonsum insgesamt kaum verändert, vor allem wenn man erkennt, daß in erster Linie unsere Kultur, unsere Wirtschaft und die Situation des darin eingebetteten Individuums ursächlich dafür verantwortlich sind, und nicht die Verfügbarkeit irgendwelcher Drogen. Die Ursache für diese Blindheit liegt in erster Linie in der Bewußtseinsebene unserer Politiker (jetzt wird es leider doch mal etwas integral): Entweder sie sind auf D-4 (mythisches Denkmuster: "Die Realität hat so zu sein, wie ich sie mir wünsche!") oder auf D-5 (rational-lineares Denkmuster: "Aus der Ursache A ((z.B. Verbot)) folgt zwangsläufig Wirkung B ((z.B. Konsumrückgang))!"). Leider ist kaum jemand von ihnen in der Lage, in systemischen Zusammenhängen (D-6, "Netzwerklogik") zu denken. Das sind dann genau die Politiker, die ganz stolz sind, wenn sie 200 000 Mitarbeiter im Staatsdienst eingespart haben und große Kulleraugen bekommen, daß sie das gesparte Geld für 200 000 zusätzliche Arbeitslose wieder ausgeben müssen. Wenn unsere herrschende Kaste zur Netzwerklogik fähig wäre - also fähig wäre, die Vielzahl der Zusammenhänge zu berücksichtigen - würde sie sofort begreifen, daß eine repressive Drogenpolitik völlig absurd ist, sondern das lediglich eine Steuerung in Richtung "harm reduction" das Problem etwas entschärfen könnte. Doch dann würden sie natürlich auch erkennen, daß der Drogenmißbrauch nur ein Symptom ist und das die Ursache des Problems in unserem sozioökonomischem System liegt. (Warum derzeit unsere Regierung von Menschen auf D-4 und D-5 dominiert wird, kann man in meiner "Integralen Marxkritik" nachlesen.)
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Wenn die Perversität der aktuellen Drogenpolitik in 10, 20 oder 30 Jahren endlich so offensichtlich ist, daß selbst die unbeweglichen Politiker es nicht mehr ignorieren können und die Gesetze ändern müssen, wie geht es dann eigentlich weiter?
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Werden dann Schnapsbrenner, Zigarettenkonzerne und teilweise auch die Pillendreher wegen gefährlicher Körperverletzung angezeigt? Kommen dann Politiker, Verwaltungsbeamte, Staatsanwälte, Polizisten und ähnliche Krieger des "war on drugs" vor Gericht, weil sie aus Opportunismus, Dummheit oder Machtgeilheit die offensichtliche Wahrheit nicht sehen wollten und das Leben vieler junger Menschen zerstört haben? Erhalten sie eine Anklage wegen "Beihilfe zur fahrlässigen Tötung", weil ihre Politik es erst möglich gemacht hat, daß im Verhältnis harmlose Substanzen mit hochgiftigen Stoffen gestreckt wurden, an denen viele Konsumenten gestorben sind? Erhalten dann die Menschen, die in Haft mußten, weil sie sich anmaßten selbst zu entscheiden, welche Stoffe sie ihrem Körper zuführen, eine Wiedergutmachung vom Staat? Ein Ausgleich für die verlorenen Jahre, die zerstörten Beziehungen, die gekündigten Arbeitsverhältnisse?
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Wenn man konsequent in die Zukunft denkt, muß man auch solche Fragen stellen.
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Inzwischen habe ich so viele THC-abhängige Patienten in meinen Therapiegruppen erlebt, daß ich die landläufige Meinung, Cannabis (Haschisch, Marihuana) hätte kein Suchtpotential, nicht mehr teilen kann! Selbst wenn es nur ein psychisches Suchtpotential hat und auch wenn dieses Suchtpotential nur den geringen Anteil von 2-5 % aller Konsumenten betrifft, scheint THC durchaus abhängig machen zu können - mit allen Folgen, die eine Sucht mit sich bringt! Allerdings habe ich bisher noch keinen Patienten gehabt, der aufgrund einer Abhängigkeit von MDMA, Psilocybinpilzen oder LSD in die Klinik gekommen wäre.
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Die eigentliche Gefahr psychedelischer Drogen (teilweise auch Cannabis als "halbpsychedelischer") liegt darin, daß die Verdrängungsschranken zum Unbewußten eingerissen werden. Dabei können unverarbeitete Traumata reaktiviert werden und es kommt zu einem sogenannten Horror-Trip. Wenn es dem Konsumenten nicht gelingt, das zutage tretende Material in sein Welt- und Selbstbild zu integrieren, liegt die Gefahr einer Psychose nahe. Das hat im allgemeinen nichts mit Sucht zu tun und kann schon bei einem einmaligen Konsum vorkommen. Daher ist die Einweisung in eine Suchtklinik unsinnig, weil hier oftmals ja kein Suchtproblem, sondern ein Integrationsproblem vorliegt. Die Art der Erfahrungen ist allerdings so speziell, daß auch normale Psychiatrien oder Psychosomatiken der Problematik kaum gerecht werden können, so daß es eigentlich einer darauf spezialisierten Klinik bedürfte.
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Ein anderer Grund für Horrortrips liegt darin, daß Psychedelika dem Benutzer Bereiche der Realität zeigen, die nicht mit dem übereinstimmen, was er in der Schule über die Wirklichkeit gelernt hat. Während das Wort "Halluzinogen" dem Unwissenden suggerieren soll, daß alles, was man bei ihrer Einnahme erfährt, Trugbilder seien, ist sich derjenige, der es ausprobiert, absolut sicher, daß seine psychedelischen Erfahrungen Teil der Realität sind. Dieses Auseinanderklaffen von unmittelbarer Erfahrung (Praxis) und Weltbild (Theorie) führt zu kognitiven Dissonanzen: Weil sie ihre Erlebnisse nicht einordnen können, retten sich manche Konsumenten aus diesem Dilemma in die Psychose. Bei Völkern, die Halluzinogene rituell verwenden, gibt es Erklärungen für die dabei auftauchenden Phänomene, weshalb dort auch niemand verrückt wird. Unsere Gesellschaft könnte natürlich versuchen, die Phänomene wissenschaftlich zu erforschen und in unser neuzeitliches Weltbild einzuordnen. Derzeit scheint es aber opportuner zu sein, diese Bereiche der Realität einfach zu verbieten.
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Gemeinhin wird angenommen, das Cannabis die Einstiegsdroge für Heroin ist. Die Statistik spricht eine andere Sprache: Die meisten Junkies haben vorher exzessiv Alkohol getrunken ("Koma-Saufen"). Offensichtlich entscheiden sich die Menschen je nach ihren psychischen Bedürfnissen für eine Wirkungsrichtung und wechseln dann innerhalb dieser die Substanzen (z.B. Upper: von Speed zu Kokain zu Crystal oder Downer: von Alkohol zu Heroin).
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Anfang 2009 wurde die Cannabis-Ersatzdroge Spice verboten, und schon basteln die Erfinder an einer neuen - immerhin leben wir in der Marktwirtschaft. Das peinliche Wettrennen von Hase und Igel geht also in die nächste Runde, und der Normalbürger unterstützt das auch noch. Der Nachteil daran für die Konsumenten ist folgender: Viele klassische Drogen sind in ihrer Toxizität (Giftigkeit) gut erforscht - man weiß, was man zu erwarten hat. Bei den meisten sind die gesundheitlichen Gefahren sogar geringer als bei Alkohol und Nikotin. Bei vielen neu synthetisierten Drogen wird man das Gefahrenpotential erst in 10 Jahren kennen. Diese zusätzliche Gesundheitsgefährdung scheint der Gesetzgeber einfach zu ignorieren.
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Ziel von Suchttherapie ist eigentlich die totale Abstinenz. Doch wie macht man einem Menschen von Anfang 20 klar, daß alle anderen Menschen seiner Altersgruppe Spaß haben dürfen, nur er nicht? Gerade in dieser Altersgruppe scheint die totale Abstinenz erst einmal unrealistisch, wogegen Menschen in den 30gern eher bereit sind einzusehen, daß die "wilde Jugendzeit" vorbei ist und es zum Erwachsenwerden gehört, die Realität so wahrzunehmen, wie sie ist. Aus diesem Grunde halte ich die relative Abstinenz gerade für junge Leute für einen legitimen Zwischenschritt (ich betone: ZWISCHENschritt): Der gelegentliche Genuß von Substanzen mit möglichst geringem Suchtpotential. Aufgrund der Funktion des Suchtgedächtnisses dürfen dies nie die Substanzen sein, von denen der Süchtige früher abhängig war. Doch wenn ein ehemaliger Heroinabhängiger es schafft, sein Bedürfnis nach außergewöhnlichen Bewußtseinszuständen ab und zu mit einem Joint zu befriedigen, ist m. E. viel gewonnen. Um dies zu erreichen ist auch in der Suchttherapie Aufklärung über Drogen unerläßlich, da das Wissen über die Substanzen bei den Patienten oft nur mangelhaft ist.
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Es ist schon seltsam, daß die Rententräger generell Alkoholiker ein viertel Jahr und die Konsumenten illegaler Drogen ein halbes Jahr in die Entwöhnungsbehandlungen schicken. Sie orientieren sich also an der juristischen Einteilung, anstatt an einer medizinisch-psychologischen. Es ließe sich sicher einiges an Geld sparen, wenn sie sich die Dimensionen "Suchtpotential" und "Langzeitschäden" als Kriterium für die Therapielänge zu eigen machen würden. Das hieße zwar, daß Crack- und Heroin-Abhängige eventuell noch länger in Therapie gehen würden. Andererseits kämen die Patienten, die vor allem weiche Drogen konsumiert haben, mit deutlich weniger Zeit aus.
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Und ganz zuletzt: Was macht es eigentlich so schwer, Suchttherapeut bei Konsumenten illegaler Drogen zu sein? Am Anfang der Seite habe ich dargestellt, daß sich Drogenkonsumenten zwei Gefahren aussetzen: Der Suchtgefahr und der Kriminalisierung aufgrund des BtmG. Dummerweise machen die psychischen und sozialen Schäden, die durch die Kriminalisierung hervorgerufen werden, mindestens die Hälfte meiner Arbeit aus. Diese Schäden gehen nicht auf die Wirkung der Drogen, sondern auf die Engstirnigkeit der Politiker zurück. Am schlimmsten sind dabei die durch die Inhaftierung verursachten, z.B. Verfolgungswahn, Angstzustände, Depressionen. Und es ist einfach frustrierend, wenn man als Therapeut Dinge wieder gerade rücken muß, die mit einer intelligenteren Drogenpolitik hätten vermieden werden können.
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Überlegungen für eine rationale Drogenpolitik
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Wenn es stimmt, daß das Bedürfnis nach veränderten Bewußtseinszuständen ein Grundbedürfnis des Menschen ist, wird eine repressive Drogenpolitik niemals Erfolg haben. Das zeigt die Alkohol-Prohibition in den USA und Schweden genauso, wie der "war on drugs", der definitiv nicht zu einer Verringerung des Drogenproblems geführt hat. Wenn es also keinen Sinn macht, gegen den Strom zu schwimmen, dann wäre es vielleicht intelligenter, mit dem Strom fließen. Dann könnte die Politik wenigstens Einfluß auf Geschwindigkeit und Richtung des Stromes nehmen - vorausgesetzt, sie vertritt nicht ausschließlich die Interessen der Wirtschaft, sondern wenigstens zum Teil auch die der Wähler. Das könnte z.B. heißen, aus jeder Wirkungsrichtung mindestens eine Substanz mit einem möglichst geringen Gefahrenpotential legal zugänglich zu machen, um den verschiednen Bedürfnissen gerecht zu werden. Damit insgesamt das Risiko möglichst niedrig bleibt, wären folgende Punkte bedenkenswert:
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1.
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wissenschaftliche Überprüfung der verschiedenen Gefahrendimensionen aller legalen und illegalen Drogen
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2.
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konsequente Differenzierung in suchtauslösende, rauschauslösende und sucht- und rauschauslösende Drogen
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3.
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Schaffung eines wissenschaftlich begründeten Kriteriums für die Einteilung in harte und weiche Drogen
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4.
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Entkriminalisierung des Konsums aller Drogen (der Konsum ist ein soziales und psychologisches Problem, kein juristisches!)
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5.
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Erlauben des kontrollierten Handels mit weichen Drogen, möglichst mindestens eine für jede Wirkungsrichtung
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6.
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Verbot des Handels mit harten Drogen, aber kontrollierte Freigabe für wissenschaftliche und therapeutische Zwecke
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7.
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Schaffung von Spezialläden für Drogen (einschließlich Alkohol und Nikotin) mit integrierten Beratungsangeboten
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8.
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je nach Gefahrenpotential gestaffelte Alterskriterien für den Erwerb weicher Drogen
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9.
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Entfernung aller Drogen aus normalen Geschäften (kein Alkohol und Nikotin in Drogerien, Supermärkte usw.)
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10.
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Verbot aller Werbung für Drogen
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11.
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Schaffung eines Unterrichtsfaches "Genuß- und Suchtmittelkunde"
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12.
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Propagierung von Alternativen für den Drogengebrauch
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Glossar
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Crystal oder Ice: Wirkstoff Methamphetamin
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Speed oder Pep: Wirkstoff Amphetamin
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Crack: Wirkstoff Kokain-Base
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Psilocybinpilze, auch Zauberpilze, magic mushrooms: Wirkstoff Psilocybin
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Cannabis, auch Haschisch, Marihuana etc.: Wirkstoff THC
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Ecstasy, auch XTC: Wirkstoff MDMA oder verwandte Verbindungen
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GHB, auch Liquid Ecstasy: Wirkstoff Gamma-Hydroxybutterrsäure (hat nichts mit Ecstasy zu tun)
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Benzos, Benzodiazepine: häufig als Heroin-Ersatz verwendete Medikamente
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Lachgas: Wirkstoff Distickstoffmonoxid
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Poppers: Wirkstoff Amylnitrit
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Ritalin: Wirkstoff Metylphenidat
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Methadon ist ein Heroin-Ersatzstoff und unter dem Namen Polamidon auf dem Markt
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Buprenorphin ist ein Heroin-Ersatzstoff und unter dem Namen Subutex auf dem Markt
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Bei Alkohol, Nikotin, Coffein, Heroin, Opium, Kokain, Ketamin und LSD sind Handelsname und Wirkstoff weitgehend identisch.
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ausgewählte Literatur:
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Amendt, Günter (2003). No Drugs, No Future. Hamburg: Europa
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Bummel, Andreas (2004). Eine Ideologie am Ende: Die globale Drogenprohibition. Auf: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/17/17708/1.html(26.6.2004)
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BBC Exclusiv - Das Drogen-ABC (15.03.2008) der englische Originalartikel in "The Lancet": http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140673607604644/fulltext
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Casriel, Dan (1995). Wiederentdeckung der Gefühle (keine Auflagenangabe). Oberursel: 12&12
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Dahlke, Rüdiger: Sucht als Suche (Mitschnitt eines Vortrages)
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EBDD (Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht). Jahresbericht 2007
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Kuntz, Helmut(1998). Ecstasy - auf der Suche nach dem verlorenen Glück. Weinheim: Beltz
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Lechler, Walther H. (o.J.). Das Bad Herrenalber Modell. In: Schriftenreihe des Schweizer Förderkreises für sozio-psychosomatische Medizin „Ansteckende Gesundheit“, Nr. 1. Luzern
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Lechler, Walther H. (1998). Nicht die Droge ist´s (3. überarb. Aufl.). Oberursel: 12&12
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Metzinger, Thomas (2006). Intelligente Drogenpolitik für die Zukunft. In: Gehirn&Geist Nr. 1-2/2006, S. 32-37. Heidelberg: Spektrum der Wissenschaft
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Metzner, Ralph (1992). Sucht und Transzendenz. Löhrbach: Werner Pieper´s MedienXperimente
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Petzold, Hilarion (1997). Drogentherapie (5. Aufl.). Eschborn: Dietmar Klotz
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Saunders, Nicholas und Walder, Patrick (1994). ECSTASY. Zürich: Ricco Bilger
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Schmidtbauer, Wolfgang und vom Scheidt, Jürgen (1997). Handbuch der Rauschdrogen. München: Nymphenburger
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Spiegel Online, 23. 03. 2007: Alkohol gefährlicher als Ecstasy und LSD. Auf: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,473515,00.html http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,grossbild-830770-473515,00.html
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Spiegel Online, 13. 02. 2009 zur neuesten Ecstasy-Studie in Großbritannien: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,607365,00.html hier die englische Studie im Original: http://drugs.homeoffice.gov.uk/publication-search/acmd/mdma-report?view=Standard&pubID=610325 Und weil der Spiegel in der Recherche zu diesem Artikel zum Dramatisieren neigt, indem er Artikel zitiert, die er selbst widerrufen hat, hier noch etwas aus ihrem eigenen Archiv: Spiegel Online, 09. 09. 2003: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,264897,00.html
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Spiegel Online, 16. 10. 2009 zum Suchtpotential verschiedener Drogen: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,655549,00.html
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Trachsel, Daniel und Nicolas, Richard (2000). Psychedelische Chemie. Solothurn: Nachtschatten
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Weil, Andrew (2000). Drogen und höheres Bewußtsein. Aarau: AT
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Wirth, Nadja (2001). Ecstasy, Mushrooms, Speed & Co (3. Aufl.). München: Econ Ullstein List
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ausgewählte Webadressen
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http://www.dhs.de/ http://www.sucht.de/ http://www.jellinek.nl/brain/ http://www.drogenwiki.de/ http://www.drogenpolitik.org/ http://www.drugscouts.de/ http://www.akzept.org/
http://www.bewusstseinszustaende.de/http://www.indro-online.de/
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