headklein


© 2004 W. M. Weinreich_

bgTicker1a1
bgDownload1a
bgEinfuehrung1a
bgpraetrans1a
BTotenbuch1a1
bgMusik1a1
BgDrogenpolitik1a
bgBlog1a
BgLinks1a
BgPersona1a
BgPrivat1a
BgKontakt1a
BgKontakt1a1
BgPraxis1a1

 

 

IntegPsychCoverAuf den folgenden Seiten wird es aus meinem persönlichen Verständnis einen Einblick in die Arbeit von Ken Wilber geben (ungenannt auch all derer, die ihm zugearbeitet haben), speziell in seine Integrale Psychologie. Da ich annehme, daß seine Gedanken in Zukunft noch eine größere Rolle spielen werden, glaube ich, daß es von allgemeinem Interesse sein könnte. Der nachfolgende Text versucht einige Konsequenzen seiner Konzepte für die Psychotherapie auf möglichst verständliche Weise darzustellen. Für jeden, der sich eine detailliertere Darstellung wünscht, sei auf den Downloadbereich, wo es verschiedene einführende Texte sowie eine ca. 200-seitige Kurzversion meines Buches "Integrale Psychotherapie" zu diesem Thema gibt. Außerdem auf die Link-Seite und natürlich auf Wilbers Bücher.

Irgendwer hat mich letzten wieder gefragt, ob dieses komische integrale Modell was mit Esoterik zu tun hat? Um Himmels Willen NEIN! Es ist auch keine Weltanschauung oder Religion. Es ist lediglich eine mehrdimensionale Metastruktur, um Erfahrungen, Wahrnehmungen und Informationen zu organisieren, also in Beziehung zueinander zu setzen. Normalerweise werfen wir all diese Informationen ja mehr oder weniger ungeordnet in unseren Gehirnraum. Stellen Sie sich vor, Sie hätten in diesem Gehirnraum plötzlich ein riesengroßes Regal mit großen und kleinen Fächern, sowie ein paar Regeln die festlegen, welchen formalen (!) Kriterien eine dieser Informationen gehorchen muß, um in eines der Fächer einsortiert zu werden. Der Inhalt dieser Informationen bleibt völlig Ihnen überlassen. Damit lassen sich Wirtschaftsdaten genauso ordnen, wie wissenschaftliche Erkenntnisse und spirituelle Phänomene. Ich habe damit z.B. alle diese sich scheinbar widersprechenden psychotherapeutischen Erkenntnisse geordnet. Doch auch wenn dieses Struktur-Modell keine Weltanschaung ist, ist ziemlich sicher, daß seine Anwendung Ihr Denken verändern wird. Sie werden feststellen, wo es noch leere Fächer gibt, oder welche kleineren Fächer in größeren enthalten sind usw. Und höchstwahrscheinlich werden Sie sich fragen, warum da noch keiner früher drauf gekommen ist, wo es doch im Grunde so einfach ist. Aber gerade diese Einfachheit kann auch zum Problem werden - vor allem für Menschen, die es etwas kompliziert mögen.
 

 

Einführung in eine »Integrale Psychotherapie«
 

 

 

DiagrammEin Schwerpunkt von Wilbers Arbeit ist die Erforschung des menschlichen Bewußtseins und seiner Entwicklung vom Einfachen zum Komplexen. Diese Evolution geschieht in 4 Bereichen, die durch die Achsen "Intention-Verhalten" und "selbstbezogen-umweltbezogen" beschrieben werden können.
Innerhalb der dadurch entstehenden Quadranten gibt es verschiedene Entwicklungslinien (z.B. Körper, Empfindung, Verhalten, Emotionen, Vernunft, soziale Kompetenz, Bedürfnisse, Weltsichten, Spiritualität, etc.), die vertikal durch hierarchisch geschichtete Entwicklungsebenen evolvieren (als 3D-Modell hier) und sich dabei gegenseitig beeinflussen. Jede Entwicklungsebene ist durch bestimmte Interaktions-, Erkenntnis- und Verarbeitungsmodi charakterisiert, z.B. Körperempfindung, Emotion, bildlich, verbal, komplex-kognitiv, Netzwerk-Denken, Intuition. Sie bezeichnen einfach die Art, wie sich ein Mensch je nach seiner Entwicklungsstufe vorrangig mit mit sich und seiner Umwelt auseinandersetzt.
Wenn diese Bewußtseinsentwicklung durch (bio-psycho-soziale) Einflüsse gestört wird, kommt es zu Entwicklungsstörungen, die sich als psychische Krankheitssymptome äußern. Oft ist ein äußerer Anlaß der Auslöser dafür, daß die Spannungen - die dadurch entstanden sind, daß ein Teil des Bewußtseins schon seit längerer Zeit in seiner Entwicklung blockiert wurde, andere Teile sich aber weiterentwickelten - plötzlich in Form von Symptomen zutage treten. Diese psychischen Erkrankungen lassen sich neben ihrer Intensität vorrangig durch 2 Dimensionen charakterisieren:
 

 

 

Die Störungs-EBENE wird durch die Entwicklungsebene des Bewußtseins determiniert, auf der sich die Schädigung ereignete. Je früher die Entwicklungsphase des Menschen, desto umfassender ist die Schädigung. So lassen sich (von früh/schwer nach spät/umgrenzt) folgende Erkrankungsebenen unterscheiden: Psychosen, Persönlichkeitsstörungen, Psychoneurosen, Skriptpathologien, Identitätsstörungen, existentielle Krisen und spirituelle Krisen. Jede bekannte psychische Erkrankung ließe sich auf diesen Dimensionen einordnen (Die Zuordnung der Entwicklungslinien zu den Quadranten unterlasse ich hier aus Gründen der Übersichtlichkeit. Die Farbigkeit der Ebenen wird zur besseren Orientierung im ganzen Dokument beibehalten):
 

 

 

 

 

ArtEbene

 

 

 



Die Störungs-ART hängt davon ab, welche Bewußtseinsbereiche (Quadranten) bzw. Bewußtseinslinien (Subbereiche in den Quadranten) betroffen sind. So gibt es kognitive, emotionale, soziale, Verhaltensstörungen, etc., bzw. eine Mischung aus mehreren von ihnen. Die gegenseitige Beeinflussung führt dazu, daß die Störung einer wichtigen Entwicklungslinie immer auch Auswirkungen auf andere Linien im gleichen und in den anderen Quadranten hat.

 

 

 


Ein Grund, warum Psychotherapie oftmals nicht gelingt, ist, daß die Ebenen, Linien und Quadranten nicht genügend berücksichtigt werden. So werden psychische Erkrankungen bisher wenig unter entwicklungspsychologischem Gesichtspunkt gesehen. Statt dessen gehen die meisten Psychologen davon aus, daß allein Art und Intensität eines Ursachenkomplexes die Art und Intensität einer Erkrankung bestimmen. Deshalb sehen die aktuellen Therapievorschläge für eine Depression immer gleich aus, unabhängig davon, ob diese das Ergebnis eines Geburtstraumas oder einer Midlife-Krisis ist. Wilber ist dagegen der Meinung, daß es genauso wichtig ist, zu welchem Zeitpunkt/in welcher Lebensphase des Menschen die Entwicklung gestört wird. Da z.B. die Geburt in einer Zeit stattfindet, in der das Individuum noch nicht fähig ist, ein eventuell dort erfahrenes Trauma kognitiv zu verarbeiten, werden kognitive Therapiemethoden in diesem Falle nicht bis zur Ursache vordringen können, sondern nur Methoden, die sich der Erkenntnis- und Verarbeitungsmodi dieser Ebene bedienen. In diesem Falle wären es Techniken, die direkt auf der sensomotorischen Ebene arbeiten. Mittels kognitiver Therapiemethoden wird man hier lediglich die Folgeerscheinungen auf späteren, kognitiv geprägten Ebenen lindern können.

Neben der mangelnden Berücksichtigung der Entstehungsebene kommt die Begrenzung der meisten Therapieschulen auf einen Quadranten hinzu. So gibt es eine Reihe von Therapien, die nur selbstbezogen-intentional intervenieren (z.B. die Psychoanalyse) und z.B. umweltbezogene Aspekte und Verhaltensgewohnheiten außer Acht lassen. Oder verschiedene Schulen der Systemische Therapie, die soziale Strukturen verändert, aber nicht nach dem Sinn der Störung für den Einzelnen fragt. Ähnlich die klassische Verhaltenstherapie, die individuelles Verhalten durch Lernprozesse verändert, aber weder die Frage nach Ursache/Sinn der Erkrankung, noch nach ihrer sozialen Funktion stellt. Andererseits zeigt diese Auflistung, daß die einzelnen Therapieschulen sehr wohl spezifische Erfolge haben - bei Menschen mit speziellen Störungen in speziellen Quadranten/Linien und auf speziellen Ebenen. Da eine Entwicklungsstörung auf einer Ebene sich aber meist in allen Quadranten sowie auf die nachfolgenden Ebenen auswirkt, wäre ein integratives Therapiekonzept, das alle horizontalen und vertikalen Bereiche berücksichtigt, am erfolgversprechendsten.

Diese Verbindung von Klinischer und Entwicklungspsychologie, wie sie Wilber postuliert, erfordert eine völlig neue Art von Psychodiagnostik und -therapie. Anstatt wie bisher einen psychisch Erkrankten vom Hausarzt zum nächsten Therapeuten zu schicken, wäre es danach viel sinnvoller, erst eine differenzierte Diagnostik von speziellen Psychologen durchführen zu lassen, die feststellen, welche Ebenen, Quadranten und Linien betroffen sind, um den Klienten anschließend gezielt an einen Therapeuten/Therapeutenteam zu überweisen, der/die mit Methoden arbeitet, die der Störung des Klienten am angemessensten sind (so, wie es auch in der Medizin üblich ist). Das dürfte sowohl die Effektivität von Psychotherapie als auch die Zufriedenheit von Klienten und Therapeuten bedeutend erhöhen. Weiterhin würde es den sinnlosen Streit darüber, welche Therapierichtung nun die Beste sei, dahingehend beenden, daß man schauen könnte, welche Schule in welchem Quadranten (bzw. auf welcher spezieller Entwicklungslinie) und auf welcher Ebene die Beste ist und so vielleicht zu einer fruchtbaren Kooperation käme.
 

 

Die wichtigsten Bücher von Ken Wilber, auf denen mein Buch basiert:

 

 



Wilber, Ken; Engler, Jack & Brown, Daniel P. (1988). Psychologie der Befreiung. Bern, München, Wien: Scherz
 

 

 

Wilber, Ken (1996). Eros, Kosmos, Logos. Frankfurt/Main: Krüger (ziemlich anspruchsvoll)
 

 

 

Wilber, Ken (1997). Eine kurze Geschichte des Kosmos. Frankfurt/Main: Fischer (eine gut lesbare Einführung in sein allgemeines Weltbild)
 

 

 

Wilber, Ken (2001). Integrale Psychologie. Freiamt: Arbor (auch gut lesbares Buch mit dem Schwerpunkt Psychologie)
 

 

 

weitere Literaturhinweise zu Wilber gibt es hier.
 

 

 

 

 

 

FraktalBild